KEINE GYRASEHEMMER BEI | ||||||
Ihrer Einschätzung hinsichtlich des (fehlenden) Bedarfs von Grepafloxacin (VAXAR; a-t 3 [1998], 31) bei der ambulant erworbenen Pneumonie ist voll zuzustimmen. ... Wichtig erscheint mir ein weiterer
Gesichtspunkt: Chinolone sind gut wirksam gegen Tuberkelbazillen; sie werden deshalb weltweit auch als Second-line-Präparate bei resistenten Tuberkulosen
eingesetzt (a-t 8 [1995], 83). Unverständlicherweise fehlen derartige Informationen in den Packungsbeilagen und
in den "Gebrauchsinformationen"; viele Kollegen wissen deshalb auch nicht davon. Wir haben erlebt, dass die vorübergehende Besserung einer
"Pneumonie" unter Ofloxacin (TARIVID) zu weitreichenden Folgen geführt hat (unnötige Lungenresektion), weil die "Pneumonie"
eben doch eine Tuberkulose war, die unbewusst einer "Monotherapie" unterworfen wurde. Die Behandlung einer neu aufgetretenen Lungenverschattung
primär mit einem Chinolon ist deshalb nicht nur teurer und nebenwirkungsträchtiger, sie ist ein Fehler!! Dr. med. B. VOGEL (Krankenhaus Heidehaus, Klinik für Pneumologie) Zunehmende Resistenzen gegen Gyrasehemmer beruhen zum Teil auf Austausch extrachromosomaler DNS-Strukturen der Bakterien (Plasmide).1 Ausufernde Anwendungsempfehlungen tragen zur Beschleunigung der Resistenzentwicklung bei (Selektionsdruck). Auch für die jüngste Neueinführung Levofloxacin (TAVANIC), das linksdrehende Isomer von Ofloxacin (TARIVID), wird die uneingeschränkte Verordnung propagiert: "1fach einsteigen bei Atemwegsinfektion".2 Der erst seit Mitte März dieses Jahres mit 103,60 DM für 10 Tabletten zu 500 mg auf gleich hohem Preisniveau wie VAXAR angebotene Gyrasehemmer soll ebenfalls unter anderem bei ambulant erworbener Pneumonie verwendet werden. Die Fachinformation nennt bereits Resistenzen bei S. pneumoniae und H. influenzae,3 -Red.
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