Zu den Standard-ACE-Hemmern Captopril (LOPIRIN, TENSOBON) und Enalapril (PRES, XANEF) sowie Lisinopril (ACERBON, CORIC; vgl. a-t 3 [1990], 28) kommen weitere Stoffe dieser Gruppe hinzu. Unser US-amerikanisches Schwesterblatt Medical Letter
versucht, den Fortschrittswert von Benazepril (LOTENSIN, hierzulande nicht im Handel), Fosinopril (MONOPRIL, hierzulande nicht im Handel) und Ramipril (DELIX,
vgl. a-t 10 [1990], 87) zu ergründen. Die Neuerungen sind in Deutschland bzw. in den USA ausschließlich
zur Behandlung des Bluthochdrucks zugelassen, Captopril und Enalapril hingegen auch zur Behandlung der Herzinsuffizienz mit Stauungszeichen (vgl. a-t 8 [1990], 72).
EIGENSCHAFTEN: Benazepril, Fosinopril und Ramipril sind ebenso wie Enalapril sogenannte Prodrugs, die in der Darmwand und in der
Leber in die aktive Wirkform überführt werden. Im Unterschied zu Captopril fehlt ihnen die Sulfhydryl-Gruppe, die bei Benazepril und Ramipril durch eine
Carboxyl-Gruppe ersetzt ist. Fosinopril enthält eine Phosphoryl-Gruppe. Benazepril und Ramipril werden hauptsächlich im Urin ausgeschieden, wohingegen
Fosinopril in der Leber glukuronidiert wird und sowohl in der Galle als auch im Urin erscheint.
Benazepril und Ramipril müssen bei eingeschränkter Nierenleistung niedriger dosiert werden. Diese Vorsicht entfällt bei Fosinopril, da hier zwei
Ausscheidungswege vorhanden sind.
KLINIK: Die blutdrucksenkende Wirkung der drei Neuerungen ließ sich in einschlägigen Studien mit unterschiedlicher Versuchsanordnung
belegen. Interessanterweise scheinen alle ACE-Hemmer bei Farbigen weniger wirksam zu sein als bei Weißen.
Die Erprobung von Ramipril ergab in einer offenen Studie bei Stauungsherzinsuffizienz, daß hier die hämodynamische Leistungsverbesserung bei 1 x
täglicher Gabe der von Captopril bei 3 x täglicher Verabreichung entsprach. Ähnliche Befunde wurden mit Benazepril erhoben.
STÖRWIRKUNGEN: Das Spektrum der unerwünschten Wirkungen entspricht im allgemeinen dem der länger verwendeten ACE-Hemmer.
Am häufigsten ist mit exzessiver Blutdrucksenkung zu rechnen, verbunden mit Volumen- oder Salzmangel. Quälender, trockener Reizhusten kann von
allen ACE-Hemmern ausgehen (vgl. a-t 3 [1990], 34). Eine seltenere Komplikation stellt das Angioödem dar (vgl.
a-t 11 [1988], 101). Nierenversagen tritt bei Patienten mit Nierenarterienstenose auf, insbesondere, wenn es sich um eine beidseitige Stenose handelt oder der
Patient nur noch eine Niere hat.
Da alle ACE-Hemmer die Aldosteron-Sekretion drosseln und eine Hyperkaliämie im Stadium der Niereninsuffizienz vorkommen kann, ist Vorsicht bei Patienten
geboten, die Kaliumsupplemente, kaliumsparende Diuretika wie Spironolakton (ALDACTONE u.a.), Triamteren (JATROPUR u.a.) oder Amilorid (in MODURETIK u.a.)
oder regelmäßig nichtsteroidale Antirheumatika einnehmen. Diese Vorsicht betrifft besonders Diabetiker mit leicht eingeschränkter
Nierenleistung.
INTERAKTIONEN: Antazida sollen nicht gleichzeitig mit Fosinopril eingenommen werden (Zeitabstand mindestens zwei Stunden), da Antazida dessen
Absorption stören. Auf Lithium eingestellte Patienten müssen beim Einsatz von ACE-Hemmern engmaschig überwacht werden (Kontrolle der
Lithiumspiegel).
FAZIT: Drei neue ACE-Hemmer, die nur einmal täglich zu nehmen sind, bringen wie es bisher scheint für die Behandlung des
Bluthochdrucks, im Vergleich zu den Standard-ACE-Hemmern Captopril (LOPIRIN, TENSOBON) oder Enalapril (PRES, XANEF) keine wesentlichen Vorteile. Sie sind
aber u.E. wegen ihrer langen Wirkdauer möglicherweise bei nächtlichem Blutdruckabfall und koronarer Herzkrankheit problematisch.
Med. Letter. 33 (1991), 83 / ati d
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