Was anfänglich als eher seltene und zunächst schwer erklärliche Folge der Einnahme von ACE-Hemmern registriert wurde und hinter
Hautreaktionen zurücktrat, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die schwedische Arzneimittelbehörde beziffert die Häufigkeit von Husten aufgrund
neuer Daten auf 15%. Im NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION entfällt ein Drittel aller Meldungen zu Captopril (53 von 147) und Enalapril (16
von 44) auf Reizhusten.
Die Reaktion tritt dosisunabhängig auf, häufiger jedoch bei Frauen und Patienten über 50 Jahre. Die Zeit zwischen der ACE-Hemmer-Exposition und
dem Auftreten des Hustens liegt zwischen einigen Tagen und einigen Monaten. Der Husten klingt in der Regel innerhalb einiger Tage nach Behandlungsabbruch
ab. Nach Umstellen auf einen anderen ACE-Hemmer setzt der Reizzustand des Bronchialsystems wieder ein.
Der Hustenreiz wird als "kitzelnd, trocken, unproduktiv" und als bellender Husten beschrieben, der im Liegen und in der Nacht zuzunehmen pflegt. ACE-
Hemmer scheinen eine erhöhte "entzündliche" Reagibilität der Bronchien auszulösen, weil der Abbau proinflammatorischer
Mediatoren wie Bradykinin und Substanz P herabgesetzt wird. Beide Stoffe aktivieren Mastzellen, die wiederum Histamin freisetzen. Auch Prostaglandin E2 wird als
Auslöser angeschuldigt. Dies ließ sich empirisch beweisen, da man solche "Reizzustände" am Bronchialsystem durch Gabe
nichtsteroidaler Antiphlogistika beherrschen konnte. Die wirkungsvollste Maßnahme gegen Husten nach ACE-Hemmern ist jedoch der Behandlungsabbruch.
Den so "behandelten" Patienten wird eine wesentliche Minderung der Lebensqualität erspart. Es gibt als Alternative andere
Blutdrucksenker.
Biverkningsnytt, Läkartidningen 87 (1990), 51 / ati d
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