"Weniger Schmerzen" und "mehr Beweglichkeit"1 bei Arthrose "ohne die Nebenwirkungen eines NSAR"2
verspricht die Werbung für das Glukosamin-Präparat DONA 200 S. Als Referenz für die Wirksamkeit dient die wissenschaftlich fragwürdige
Aufbereitungsmonographie des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes.2
Das körpereigene Glukosamin ist am Stoffwechsel von Glykoproteinen - auch im Knorpel - beteiligt. Ein Mangel ist nicht bekannt, ebenso wenig ein
möglicher Wirkmechanismus bei Arthrose. Ein Einfluss auf die strukturellen Gelenkveränderungen oder das Fortschreiten der Erkrankung ist nicht belegt
(a-t 1996; Nr. 4: 35-8).3
In randomisierten Kurzzeitstudien (über vier Wochen) mit 250 bzw. 200 Teilnehmern sollen zweimal täglich 500 mg Glukosamin Arthroseschmerzen lindern -
besser als Plazebo und ähnlich wie zweimal täglich 400 mg Ibuprofen (BRUFEN u.a.).4,5 Die beobachtete Wirkung setzt frühestens nach
einer Woche ein.
Studien von drei- bis zwölfmonatiger Dauer, wie sie die Arthrose-Forschungsgesellschaft für langsam wirkende Mittel empfiehlt,3 liegen nicht vor.
In einer 1999 publizierten achtwöchigen plazebokontrollierten Untersuchung mit mehr als 100 Patienten bleibt andererseits ein signifikanter Einfluss auf
Schmerzen bei Gonarthrose aus.6
Eine aktuelle Metaanalyse bescheinigt den Glukosaminstudien überwiegend gravierende Qualitätsmängel (fehlende Angaben zum
Randomisierungsverfahren, keine Intention-to-treat-Analyse u.a.).7 Trägt man die Effektgröße gegen die Studiengröße auf, ergibt
sich ein unsymmetrisches Bild: je kleiner die Untersuchung, desto größer der Effekt. Die zu erwartende Streuung positiver und negativer Ergebnisse fehlt.*
Dies gilt als Hinweis auf systematische Verzerrung (Bias). Die Autoren vermuten "Publication bias", d.h. Negativstudien werden nicht
veröffentlicht.7 Auf dieser Datenbasis lässt sich eine therapeutische Wirksamkeit nicht beurteilen (a-t
1998; Nr. 1: 3-9).
Langzeitstudien zur Sicherheit fehlen. Glukosamin spielt auch im Glukosestoffwechsel eine Rolle. Es steigert die Insulinresistenz. Die langfristigen Auswirkungen auf
den Stoffwechsel der häufig älteren und übergewichtigen Arthrose-Patienten sind nicht geprüft.3 In Kurzzeituntersuchungen
dominieren unter den Nebenwirkungen Magen-Darm-Störungen und Übelkeit.9
Die DONA-200-S-Injektionslösung musste 1989 wegen immunogener Effekte an Haut und Blutzellen vom Markt genommen werden (a-t 1989; Nr. 5:
51).10
FAZIT: Aufbereitungsmonographien des BGA sind Meinungsäußerungen von meist herstellernahen "Experten". Sie dienen als Grundlage
für die Nachzulassung von Altarzneimitteln, erlauben jedoch in der Regel keinen Rückschluss auf einen nach heutigen wissenschaftlichen Standards
belegten therapeutischen Nutzen. Für Glukosamin (DONA 200 S u.a.) fehlt ein schlüssiger Nutzennachweis.
Obwohl für eine chronische Erkrankung empfohlen, gibt es keine Studien zur längerfristigen Wirksamkeit und Verträglichkeit. Die Anwendung kann
somit nicht empfohlen werden.
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