Seit Mitte Mai ist der Dopaminagonist Cabergolin (CABASERIL) als Adjuvans für die Behandlung des Morbus PARKINSON bei nachlassender oder
schwankender L-Dopa-Wirkung erhältlich, einen Monat nach Einführung von Budipin (PARKINSAN; a-t 5
[1997], 56) und Ropinirol (REQUIP, a-t 5 [1997], 56). Ausreichende Erfahrungen in der Frühphase der
Erkrankung fehlen1 - auch wenn auf einer Pressekonferenz im Februar noch von einer Zulassung zur Monotherapie die Rede war.2
NUTZEN: Das bereits seit 1995 als Abstillmittel (DOSTINEX) zugelassene Mutterkornderivat (a-t 3 [1995], 27)
mit "einzigartig langer Wirkdauer"1 (Eliminationshalbwertszeit zwischen 65 Stunden bei Gesunden und bis zu 115 Stunden bei Frauen mit
Hyperprolaktinämie)1 vermindert in Dosierungen bis zu 10 mg (empfohlene einmal tägliche Dosis 2 mg bis 6 mg) "off"-Zeiten besser als
Plazebo. Die L-Dopa/Dekarboxylasehemmer-Dosis kann um bis zu 20% reduziert werden. Klinisch relevante Dyskinesien werden kaum beeinflusst.3,4,5,6
Eine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung ist nicht erkennbar.5,6 Ein Wirkvorteil gegenüber Bromocriptin (PRAVIDEL u.a.) lässt sich nicht
nachweisen.7
STÖRWIRKUNGEN: Mit zentralnervösen Effekten wie Halluzinationen (bis 12%), Verwirrtheit (bis 15%) und Schlafstörungen (bis 18%) sowie
Übelkeit (20%), Bewegungsstörungen (bis 15%) und peripheren Ödemen entspricht das Spektrum unerwünschter Wirkungen dem anderer
Mutterkornalkaloide.1,4 Die Häufigkeit der gefürchteten Immunerkrankungen mit pleuropulmonalen Schäden inklusive Lungenfibrose unter
Cabergolin gibt der Hersteller mit "unter 2%" der Behandlungen an.1 Ein Patient erkrankt nach mehrmonatiger Einnahme von 10 mg an
konstriktiver Perikarditis.5 Auffällig häufig beeinflusst die Neuerung den Blutdruck: In einer Untersuchung sinkt der systolische Wert bei jedem
Zweiten nach Lagewechsel um über 20%. Jeder Fünfte entwickelt eine symptomatische orthostatische Hypotonie,4 die Stützstrümpfe,
Salztabletten oder Mineralokortikoide (z.B. Fludrocortison [ASTONIN]) erfordern kann.
KOSTEN: Mit monatlich 512 DM verteuern täglich 4 mg Cabergolin (CABASERIL) die Behandlung des Morbus PARKINSON im Vergleich zu
täglich 25 mg Bromocriptin (BROMOCRIPTIN 5 VON CT 294 DM, PRAVIDEL 434 DM) um 20% bis 70%
FAZIT: Der Dopaminagonist Cabergolin (CABASERIL) wirkt wie Bromocriptin (PRAVIDEL u.a.), braucht aber nur einmal täglich eingenommen zu
werden. Ob die längere Wirkdauer mehr als nur ein theoretischer Vorteil bei Fluktuationen und "on-off"-Phänomenen ist, bleibt zu klären.
Bei insgesamt ähnlichem Störwirkungsspektrum scheinen pleuropulmonale Schäden inklusive Lungenfibrose und symptomatische Hypotonie
auffallend häufig vorzukommen. 4 mg Cabergolin verteuern die Behandlung gegenüber 25 mg Bromocriptin um bis zu 70%.
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