Unter den geringer sedierenden Antihistaminika gilt Terfenadin (TELDANE u.a.) gegenwärtig als Standardtherapeutikum (vgl. a-t 4 [1991], 34). Das Profil möglicher Schadwirkungen wird noch immer ergänzt. In den letzten Jahren gerieten
vor allem zentralnervöse Störwirkungen in den Blickpunkt (vgl. a-t 12 [1988], 107; 10 [1989], 95).
Ein bayerischer Allgemeinmediziner beobachtete rezidivierendes Kammerflattern mit Synkopen unter lediglich fünftägiger Einnahme von
TELDANE (NETZWERK-Fall 3682) bei einem Patienten mit Leberzirrhose.
Dies ist kein Einzelfall. In mindestens 25 Fallberichten, vor allem aus den USA, England und Schweden werden Herzrhythmusstörungen
(Ventrikelarrhythmien und verlängerte QT-Zeit) beschrieben.1 In acht Fällen war das Antihistaminikum erheblich überdosiert, bei anderen
Patienten lag eine Leberzirrhose oder eine Interaktion mit Ketoconazol (NIZORAL) vor.1 Dieses Antimykotikum hemmt die Verstoffwechslung von
Terfenadin, so daß dessen Serumspiegel ansteigt.
Auch bei üblicher Terfenadin-Dosis können lebensbedrohliche ventrikuläre Rhythmusstörungen einschließlich der sogenannten
chaotischen Kammertachykardie (Torsade de pointes) auftreten,2 ein Effekt, der ebenfalls für überdosiertes Astemizol (HISMANAL) bekannt ist
(vgl. a-t 6 [1987], 54).
Auch bei gleichzeitiger Verwendung von Makrolidantibiotika wie Josamycin (WILPRAFEN) sowie bei verschlechterter Leberfunktion ist Vorsicht geboten, ebenso bei
Patienten mit Herzkrankheiten in der Anamnese und Hypokaliämie.1 Andere Leberenzymhemmer wie Cimetidin (TAGAMET u.a.) sind auf ihre
potentielle Interaktion mit Terfenadin zu prüfen.
Die Produktinformationen der nicht verschreibungspflichtigen Terfenadin-Präparate wie TELDANE oder HEUSCHNUPFEN SYSTRAL geben keinen Hinweis
auf die potentiell lebensbedrohlichen Folgen der Herzkomplikationen.
FAZIT: Kardiale Störwirkungen des nicht verschreibungspflichtigen Antihistaminikums Terfenadin (TELDANE u.a.) bis hin zu lebensbedrohlichen Torsade
de pointes verdienen Beachtung, nachdem Prenylamin (SEGONTIN) und Terodilin (MICTROL) wegen dieser Komplikationen vom Markt genommen wurden (vgl. a-t 8 [1991], 72 und 9 [1991], 79). Die chaotische Kammertachykardie ist
auch von Astemizol (HISMANAL)-Überdosen bekannt. Chinidin-artige Effekte sind als Ursache zu vermuten. Gefährdet sind vor allem Patienten mit
Herzkrankheiten in der Anamnese, Hypokaliämie, Leberfunktionsstörungen sowie bei Komedikation mit dem Antimykotikum Ketoconazol (NIZORAL) und
Makrolidantibiotika wie Josamycin (WILPRAFEN).
1 | Biverkningsnytt: Läkartidningen 88 (1991), 1999 |
2 | FDA Med. Bull., July 1991, 4 |
3 | MACCONNALL, T. J., A. J. STANNERS: Brit. med. J. 302 (1991), 1469 |
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