AZETYLZYSTEIN (FLUIMUCIL U.A.) | ||||||||||||||||||||||||||||
Die einzige Intervention mit nachgewiesener Verzögerung des Fortschreitens einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) ist der
Verzicht auf das Rauchen.1 Arzneimittel wie Bronchodilatatoren gelten lediglich als symptomlindernd. Der Nutzen von Expektoranzien wie Azetylzystein
(FLUIMUCIL u.a.) oder Ambroxol (MUCOSOLVAN u.a.) wird kontrovers beurteilt. Während sie in einer deutschen S2*-Leitlinie bei Patienten mit COPD und
gehäuft auftretenden Exazerbationen prophylaktisch in den Herbst- und Wintermonaten empfohlen werden,2 haben sie im angelsächsischen
Bereich keine Bedeutung und gelten als nutzlos.3
Eine der zur Klärung erwarteten Langzeitstudien mit Azetylzystein wurde in diesem Jahr veröffentlicht:7 523 Patienten mit mittelschwerer (75%) bis schwerer (25%) COPD nehmen neben ihrer üblichen Behandlung randomisiert und verblindet drei Jahre lang täglich 600 mg Azetylzystein oder Plazebo ein. Als primäre Endpunkte werden die Zahl der Exazerbationen sowie eine Verschlechterung der Lungenfunktion (FEV1**) gemessen. Ein Vorteil für Verum ergibt sich in keinem dieser Endpunkte: Die FEV1 nimmt in beiden Gruppen etwa gleich ab (Plazebo: -47 ml, Azetylzystein -54 ml, 95% Konfidenzintervall [CI] -25 ml bis +10 ml). Die Häufigkeit der jährlich pro Patient aufgetretenen COPD-Exazerbationen unterscheidet sich mit 1,31 unter Plazebo und 1,25 unter Azetylzystein ebenfalls nicht (relatives Risiko 0,99; 95% CI 0,89-1,10). Auch die Lebensqualität ist gleich. Lediglich in der Subgruppe der Patienten, die zu Beginn keine inhalativen Steroide verwenden, verringert sich die Zahl von COPD-Exazerbationen leicht (0,96 versus 1,29). Beweisend für einen Nutzen ist dieses Ergebnis einer Subgruppe jedoch nicht. Es müsste in einer entsprechend konzipierten Untersuchung abgesichert werden. Problematisch in dieser ansonsten methodisch sorgfältig durchgeführten Studie ist die hohe Abbruchrate von über 30%, die von den Studienautoren allerdings in dieser Größenordnung erwartet wurde.
Nach wie vor ist Verzicht auf Rauchen die einzige gesicherte Intervention zur Beeinflussung der Krankheitsprogression bei COPD. Für Mukolytika wie Ambroxol (MUCOSOLVAN u.a.) oder Azetylzystein lässt sich kein Nutzen erkennen.
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