Der lang bekannte Schleimlöser Ambroxol (MUCOSOLVAN u.a.) wird jetzt als Halsschmerztablette (FRUBIZIN AKUT u.a.) vermarktet.
Was ist davon zu halten?
U. STEIGER (Apotheker)
D-21335 Lüneburg
Interessenkonflikt: keiner
Seit einem Jahr bietet Boehringer Ingelheim das bislang als Expektorans verwendete Ambroxol (MUCOSOLVAN u.a.) als FRUBIZIN AKUT Lutschtabletten gegen
Halsschmerzen an, neuerdings in identischer Zusammensetzung auch als MUCOANGIN Lutschtabletten. Die Produkte sollen offensichtlich Ersatz schaffen für
Halsschmerzmittel, die wegen "schlechter Studienlage"1 oder nicht erfolgter Nachzulassung vom Markt verschwinden wie FRUBIZIN FORTE,
INSPIROL Halsschmerztabletten oder TRACHISAN.
Bereits in frühen präklinischen Untersuchungen soll ein lokalanästhetischer Effekt von Ambroxol aufgefallen sein. Drei klinische Studien, von denen
zwei gemeinsam veröffentlicht sind, werden als Beleg der Wirksamkeit herangezogen.2,3 Diese beiden im Wortlaut über weite Passagen
identischen Publikationen erachten wir als Marketingstudien: Insgesamt etwa 900 Personen mit Halsschmerzen lutschen zwei2 bis drei3 Tage lang
täglich bis zu sechs nach Pfefferminz schmeckende Tabletten, die 20 mg oder 30 mg Ambroxol oder keinen Wirkstoff enthalten. Primärer Endpunkt ist die
mittels eines komplizierten Scores errechnete "zeitlich gewichtete mittlere Schmerzreduktion während der ersten drei Stunden nach Applikation der ersten
Lutschtablette, normiert auf den Grad des Ausgangsschmerzes".2,3 Auch die sekundären Endpunkte (z.B. zeitlicher Verlauf der Differenz in der
Schmerzintensität) beziehen sich ausschließlich auf die erste Tablette. Ambroxol schneidet zwar statistisch jeweils besser ab als das Scheinmedikament.
Klinisch erachten wir die errechneten Unterschiede jedoch als unbedeutend und die Beurteilung des Effektes lediglich der ersten Tablette als praxisfern. Daher
ziehen wir zur Linderung von Halsschmerzen bedarfsgerechtes Lutschen beispielsweise von Pfefferminz- oder Eukalyptus-haltigen Bonbons vor, -Red.
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