EKG-Veränderung unter Mirtazapin (REMERGIL): Eine 31-jährige Frau mit Anorexie wird wegen Elektrolytstörung nach
Diuretika-Abusus stationär behandelt. Das Elektrokardiogramm ist unauffällig. 12 Tage nachdem sie mit der Einnahme von Mirtazapin (REMERGIL)
begonnen hat, ist im EKG die QTc-Zeit verlängert. Die T-Wellen sind tief negativ. Nach Absetzen des Antidepressivums normalisiert sich das EKG innerhalb von
zwei Wochen (NETZWERK-Bericht 12.531). Die EKG-Veränderung ist Ausdruck einer verzögerten Repolarisation und wird unter anderem durch
Elektrolytstörungen (Hypokaliämie, Hypomagnesiämie) - wie bei der Patientin im Vorfeld behandelt - begünstigt. Auch bei vorbestehender QT-
Verlängerung dauert es nicht selten längere Zeit, bevor ventrikuläre Herzrhythmusstörungen vom Typ Torsade de pointes auftreten.
Charakteristische Symptome der "Spitzenumkehrtachykardie" sind Schwindel und Synkopen. Die Rhythmusstörung klingt meist von selbst ab, kann
aber auch in Kammerflimmern übergehen und tödlich enden (HAVERKAMP, W. et al.: Dtsch. Ärztebl. 2002; 99: A-1972-9; vgl. a-t 1996; Nr. 6: 60-1). Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dokumentiert insgesamt 13
Verdachtsberichte zu kardialen Effekten von Mirtazapin, vorwiegend Herzrhythmusstörungen. Bei einem Patienten ist die QTc-Zeit verlängert, ein weiterer
mit QT-Verlängerung und Torsade de pointes entwickelt Kammerflimmern (BfArM: Schreiben vom 27. Nov. 2002). In der geänderten US-amerikanischen
Produktinformation werden vier Ereignisse mit Torsade de pointes in Verbindung mit Mirtazapin erwähnt (http://www.fda.gov/cder/foi/label/
2002/20415S9lbl.pdf). Entsprechende Hinweise fehlen in der deutschen Produktinformation (Organon GmbH: Fachinformation REMERGIL, Stand Mai 2002).
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