ANTIALLERGIKUM TERFENADIN |
In letzter Zeit häufen sich Mitteilungen über kardiale Nebenwirkungen nach Einnahme von Terfenadin (TELDANE u.a.). Im Beipackzettel heißt es hierzu unter anderem: "Bei bekannter QT-Zeit-Verlängerung (im EKG) sollte TELDANE nicht eingenommen werden." Bedeutet das, analog z.B. zum Halofantrin (HALFAN), daß ich vor Verordnung bzw. Verabreichung ein EKG ableiten soll? Joachim ALLMENDINGER, Arzt i. P. Weniger sedierende Antihistaminika wie Terfenadin (TELDANE u.a.) und Astemizol (HISMANAL) gehören zu den Arzneimitteln, die meist
dosisabhängig1,3 die Erregungsrückbildung in den Herzkammern verzögern und im EKG das QT-Intervall verlängern (a-t 11 [1991], 106, 7 [1992], 72; s. Tabelle). QT-Zeit-Verlängerung,
meist über 500 ms, begünstigt ventrikuläre Rhythmusstörungen, vor allem die sogenannte chaotische Kammertachykardie: Bei Frequenzen von
180 bis 250/min "dreht" sich der in Kontur und Amplitude variable (polymorphe) QRS-Komplex um die isoelektrische Linie, mit den
Spitzenausschlägen abwechselnd auf der einen und der anderen Seite (Torsade de pointes, "Spitzenumkehrtachykardie").2 Die
Rhythmusstörung klingt oft von selbst ab, kann aber länger anhalten und Synkopen auslösen oder zu Kammerflimmern mit plötzlichem Tod
fortschreiten.1,2
Gleiches gilt für Astemizol, das wegen extrem langer Halbwertszeit bis zu 14 Tagen leicht kumuliert. Beide dürfen zudem nicht gleichzeitig mit Arzneimitteln angewendet werden, die den Elektrolythaushalt stören, wie Diuretika oder Laxantien.3 Auch die Kombination QT-verlängernder Mittel miteinander erhöht das Risiko chaotischer Kammertachykardien und ist zu meiden.1 FAZIT: Bei Erkrankungen, die mit verlängertem QT-Intervall einhergehen können, empfiehlt es sich, vor der Verordnung der Antiallergika Astemizol (HISMANAL) und Terfenadin (TELDANE u.a.) ein EKG abzuleiten oder auf unverdächtige Antiallergika wie Cetirizin (ZYRTEC) bzw. klassische sedierende Antihistaminika auszuweichen. Benötigen Allergiker Azolantimykotika oder Makrolide, ist wegen des Interaktionsrisikos gezielt nach Einnahme der rezeptfrei erhältlichen Terfenadin- oder Astemizol-Präparate zu fragen. Die Allergiemittel eignen sich nicht für die Selbstmedikation. Verschreibungspflicht erscheint uns unerläßlich. |
© 1996 arznei-telegramm |
Autor: angegebene Leser bzw. Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten
Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.