Gleichwertigkeit von Abciximab (REOPRO) und Tirofiban (AGGRASTAT) nach Stent: Der erste Direktvergleich von zwei Glykoprotein-IIb/IIIa-
Blockern bei koronaren Angioplastien mit Stenteinlage ergab wider Erwarten nach 30 Tagen einen Vorteil für Abciximab gegenüber Tirofiban (TOPOL, E.J.
et al.: N. Engl. J. Med. 2001; 344: 1888-94; a-t 2001; 32: 68, 73). Die
Reduktion des primären Endpunktes (Tod, Infarkt oder Revaskularisierung; 6% vs. 7,6%) ging vor allem auf eine geringere Infarktrate zurück (5,4% vs.
6,9%). Die vorgeplante Nachauswertung der TARGET*-Studie nach sechs Monaten findet jetzt aber für Abciximab insgesamt keinen Vorteil mehr. Die
Reduktion der Infarktrate unter Abciximab wird ausschließlich innerhalb der ersten beiden Tage nach Angioplastie erreicht. Zwar bleibt die geringere Rate in der
Tendenz auch bis zum Ende der Nachbeobachtung erhalten (6,6% vs. 8,0%). Revaskularisierungen werden dann im Trend jedoch häufiger erforderlich als
nach Tirofiban. Beim kombinierten primären Endpunkt gleichen sich die Ereignisraten deshalb an (14,3% vs. 14,8%). In der Subgruppe der Patienten mit
Angioplastie wegen eines akuten Koronarsyndroms scheinen diese gegenläufigen Tendenzen besonders deutlich. Ein statistisch signifikanter Vorteil für
Abciximab ergibt sich jedoch auch hier nicht (MOLITERNO, D.J. et al.: Lancet 2002; 360: 355-60). Die Detailergebnisse stützen die Vermutung, dass für
Tirofiban die Dosisregime noch zu verbessern sind. Für praktische Belange der wohl wichtigste Befund der Studie ist, dass im gesamten Beobachtungszeitraum
die Sterblichkeit in den beiden Vergleichsgruppen nahezu identisch ist. Die Mittel können deshalb als äquivalent gelten. Dementsprechend werden sie
von den US-amerikanischen ACCP**-Leitlinien als gleichwertige Alternativen empfohlen (Chest 2001; 119: 321S-36S). Wegen der deutlich geringeren Kosten von
Tirofiban ist dies von erheblicher ökonomischer Bedeutung, -Red.
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TARGET = Do Tirofiban and REOPRO Give Similar Efficacy Trial |
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ACCP = American College of Chest Physicians |
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