Die neuen oralen Antidiabetika Rosiglitazon (AVANDIA) und Pioglitazon (ACTOS) stufen wir als bedenkliche Arzneimittel ein (a-t 2000; 31: 66-7 und 2000; 31: 103). Lebensbedrohlicher
Herzinsuffizienz, Ödemen, Gewichtszunahme der ohnehin häufig übergewichtigen Patienten, fraglicher Leberschädlichkeit und anderen
Schadeffekten steht kein adäquater Nutzen gegenüber. Langzeiterfahrungen zu Nutzen und Verträglichkeit fehlen.
Weil Glitazon-induzierte Ödeme denen ähneln, die auf vaskulärer Endothelschädigung beruhen, untersuchen japanische Internisten den
Einfluss von Pioglitazon und Troglitazon (in der EU wegen Leberschädlichkeit vom Markt; a-t 1997; Nr. 12: 127)
auf den Gefäßendothel-Wachstumsfaktor (VEGF, auch vaskulärer Permeabilitäts-Faktor genannt). In den zwei Studien steigen die VEGF-
Plasmaspiegel unter Einnahme von Glitazonen im Vergleich zur Behandlung mit anderen Antidiabetika oder Diät alleine um das Vier- bis
Fünffache.1,2 In-vitro-Studien mit Rosiglitazon und Troglitazon weisen dosisabhängig in die gleiche Richtung.2 Dies könnte die
Glitazon-bedingten Ödeme erklären. VEGF trägt aber möglicherweise auch dazu bei, dass eine diabetische Retinopathie entsteht oder
fortschreitet. Auf vaskuläre Komplikationen ist also in Verbindung mit der Einnahme von Glitazonen besonders zu achten.2 Auch bei der
altersbedingten Makuladegeneration scheint der Faktor eine Rolle zu spielen.3 Zudem wird VEGF als potenzieller Tumorangiogenese-Faktor für
menschliche Tumoren angesehen.1
Die insgesamt gravierenden Sicherheitsbedenken gegen Glitazone stehen unseres Erachtens der Verwendung dieser Antidiabetika außerhalb kontrollierter
Studien entgegen. Personen mit Tumoren in der Anamnese sowie diabetischer Retino- oder Nephropathie müssen beim gegenwärtigen Kenntnisstand
vorsichtshalber von der Behandlung mit Glitazonen ausgeschlossen werden.
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