Ich bitte Sie, mir Ihre Erkenntnisse über die Therapie mit Mitoxantron (NOVANTRON u.a.) bei Multipler Sklerose mitzuteilen.
Dr. med. J. KRICHBAUM
D-58511 Lüdenscheid
Mitoxantron (NOVANTRON u.a.), ein mit den Anthrazyklinen verwandtes Zytostatikum, ist seit Oktober 2000 in den USA zur Therapie der Multiplen Sklerose
(MS) zugelassen. Das Krebsmittel darf nur bei Patienten mit schubförmiger MS verwendet werden, deren Zustand sich zwischen den Schüben
verschlechtert (zum Beispiel Patienten mit sekundär progressiver MS).1
Zwei randomisierte Studien mit insgesamt 93 Patienten sind vollständig veröffentlicht. In beiden Studien deutet sich ein Einfluss der sechs- bzw.
zwölfmonatigen Anwendung - einmal monatlich 8 mg/m2 Körperfläche bzw. 20 mg i.v. - auf das Fortschreiten der Erkrankung und die
Rückfallrate an.2,3 Nur eine der beiden ist primär auf klinische Endpunkte angelegt. Hier beträgt der Anteil der Patienten mit
Verschlechterung um mindestens einen Punkt auf der KURTZKE-Skala* innerhalb von zwei Jahren in der Verumgruppe 7% im Vergleich zu 37% unter
Plazebo.2 Die Veröffentlichung der Zulassungsstudien, die auch positiv ausgefallen sein sollen,1 steht aus. Vergleichsstudien mit
Betainterferonen, die das Fortschreiten von Behinderungen in geringem Ausmaß ebenfalls hinausschieben können (a-t 1998; Nr. 12: 115), fehlen.
Als Zytostatikum schädigt Mitoxantron die Blutbildung im Knochenmark. Übelkeit, Erbrechen und Haarausfall kommen häufig vor. Die am meisten
gefürchtete unerwünschte Wirkung ist die Kardiotoxizität. Das Risiko steigt mit der kumulativen Dosis. Derzeit gelten in der Krebsbehandlung 200
mg/m2 Körperoberfläche als kumulative Höchstdosis.4 Für welche MS-Patienten das Nutzen-Risiko-Verhältnis positiv ausfallen
könnte, lässt sich anhand der veröffentlichten Daten nicht beurteilen.
FAZIT: Wegen unzureichender Nutzen-Dokumentation und lebensbedrohlicher Risiken raten wir derzeit vom Gebrauch des Zytostatikums Mitoxantron
(NOVANTRON u.a.) bei Multipler Sklerose (hierzulande nicht zugelassene Indikation) außerhalb klinischer Studien ab.
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