"Konventionelle" versus neuere Antihypertensiva: Antihypertensiva sollen vor Folgeerkrankungen des Hochdrucks schützen
und die kardiovaskuläre Sterblichkeit mindern. Eindeutig belegt ist dies bislang nur für Betablocker und Diuretika (a-t 6 [1998], 54). In der offenen randomisierten STOP-2-Studie* wird jetzt der Einfluss von ACE-Hemmern und
Kalziumantagonisten auf die kardiovaskuläre Mortalität im Vergleich zur "konventionellen" Behandlung untersucht. 6.600 70- bis 84-jährige
Hypertoniker mit Blutdruck über 180 mmHg systolisch und/oder 105 mmHg diastolisch nehmen entweder einen Betablocker wie Atenolol (TENORMIN u.a.)
bzw. die Diuretikakombination Hydrochlorothiazid plus Amilorid (MODURETIK u.a.), einen ACE-Hemmer wie Enalapril (PRES u.a.) oder einen Kalziumantagonisten
wie Felodipin (MUNOBAL u.a.) ein. Fällt der Blutdruck nicht unter 160/95 mmHg, wird ein Betablocker oder ein Diuretikum ergänzt. Alle drei Regime
senken den Blutdruck gleich gut. Die Häufigkeit tödlicher Herzinfarkte, Schlaganfälle und anderer kardiovaskulärer Todesfälle
beträgt unter den konventionellen wie unter den neueren Hochdruckmitteln 19,8 pro 1.000 Patientenjahre. Auch hinsichtlich weiterer Endpunkte wie
Gesamtsterblichkeit, tödliche und nichttödliche Herzinfarkte oder Schlaganfälle unterscheiden sich ACE-Hemmer und Kalziumantagonisten nicht von
Betablockern oder Diuretika. Unter Kalziumantagonisten erleiden jedoch deutlich mehr Patienten einen Herzinfarkt oder eine Herzinsuffizienz als unter ACE-
Hemmern. Alle Teilnehmer werden über den gesamten Studienzeitraum nachbeobachtet. Bei der letzten Untersuchung erhält knapp die Hälfte mehr
als ein Hochdruckmittel. Etwa ein Drittel nimmt das ursprünglich zugeordnete Präparat nicht mehr ein - vermutlich auch wegen der hohen Rate an
Störwirkungen wie Schwindel (rund 25%, alle Gruppen), Husten (30% unter ACE-Hemmern) oder Knöchelödemen (25% unter Kalziumantagonisten).
Dies könnte mögliche Vor- oder Nachteile einer Behandlung verwischen. Auch bei den 10% Diabetikern unterscheidet sich die Rate tödlicher
kardiovaskulärer Ereignisse in den drei Gruppen nicht. Die Teilnehmerzahl dieser Subgruppe ist jedoch zu gering, um mögliche Unterschiede sicher
ausschließen zu können (HANSSON, L. et al.: Lancet 354 [1999], 1751/ati d). Die Studie bestätigt nicht die Ergebnisse der CAPP-Studie (a-t 3 [1999], 30), in der das Risiko eines Schlaganfalls unter dem ACE-Hemmer Captopril (LOPIRIN u.a.) höher ist als
unter konventioneller Behandlung. Ein Schutz vor Hochdruckkomplikationen ist nach wie vor am besten für Betablocker und Diuretika belegt. Die teureren
"neueren" Antihypertensiva sind diesen auch unter Berücksichtigung der jüngsten Daten nicht überlegen, -Red. |
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