Patienten mit kardiovaskulären Risiken - Hoffnung durch Ramipril (DELIX u.a.)? Im März dieses Jahres wurde die HOPE*-Studie
wegen vermuteter überlegener Wirksamkeit des ACE-Hemmers Ramipril (DELIX u.a.) vorzeitig abgebrochen. Sie wird jetzt vorab im Internet veröffentlicht.
Fast 9.300 Teilnehmer mit erhöhtem Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Fettstoffwechselstörung, Diabetes mellitus, periphere
Verschlusskrankheit, Bluthochdruck, Angina pectoris u.a. nehmen zusätzlich zur bisherigen Medikation täglich 10 mg Ramipril oder Scheinmedikament
ein. Nach 4,5 Jahren haben in der Verumgruppe mit 14,1% weniger Patienten einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten bzw. sind aus kardiovaskulärer
Ursache verstorben als unter Plazebo (17,7%). Auch Revaskularisierungen, Herzinsuffizienz, Herzstillstand oder neu aufgetretener Diabetes mellitus werden unter
Ramipril seltener beobachtet (http://www.nejm.org/content/yusuf/1.asp). Die plazebokontrollierte Studie erscheint jedoch
ethisch fragwürdig und methodisch mangelhaft. Obwohl Herzinsuffizienz oder Zeichen linksventrikulärer Dysfunktion als Ausschlusskriterium definiert sind,
wird nur die Hälfte der Teilnehmer darauf untersucht. 8,2% insgesamt bzw. 8,7% der Kontrollgruppe haben eine erniedrigte Ejektionsfraktion, scheinen aber in
der Studie zu bleiben. Damit wäre jedem elften Patienten der Plazebogruppe trotz eindeutiger Indikation ein ACE-Hemmer vorenthalten worden. Knapp die
Hälfte der Teilnehmer leidet unter Bluthochdruck. Definition und Behandlung bleiben unklar. In der Ramiprilgruppe liegen die Blutdruckwerte um 3/2 mmHg
niedriger als unter Plazebo. Allein diese Blutdruckminderung kann zu den günstigeren Ergebnissen in der Verumgruppe beitragen, wie die Autoren selbst
einräumen. Bei Risikopatienten wie Diabetikern verringert die Senkung des diastolischen Blutdrucks unter 90 mmHg nachweislich die Häufigkeit
kardiovaskulärer Ereignisse (HANSSON, L. et al.: Lancet 351 [1998], 1755). Fast die Hälfte aller Patienten erhält Kalziumantagonisten. Nicht
ersichtlich ist, wieviele Diabetiker mit Bluthochdruck darunter sind. Kalziumantagonisten gehen bei dieser Risikokonstellation häufiger mit kardiovaskulären
Komplikationen einher als andere Antihypertensiva (a-t 4 [1998], 44). Wir bewerten die Studie als ethisch
fragwürdiges Marketingprojekt. Patienten der Plazebogruppe wurde anscheinend eine erforderliche Behandlung vorenthalten und so der Verumgruppe ein
Vorteil verschafft. Ob Ramipril außerhalb bestehender Anwendungsgebiete einen Nutzen hat, lässt sich mit HOPE daher nicht beantworten. Eine
Ausweitung des Indikationsspektrums ist nicht gerechtfertigt, -Red. |
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