Ich habe in der letzten Zeit öfter über Bupropion zur Raucherentwöhnung gehört. Wissen Sie etwas über den
voraussichtlichen Nutzen und die Wirksamkeit des Präparates?
Dr. med. V. SCHLEGEL (Internist)
D-06682 Teuchern
Die Tendenz, für Antidepressiva neue Indikationsgebiete zu schaffen, nimmt zu. Nach dem als Appetithemmer angebotenen Sibutramin (REDUCTIL; vgl. Seite 41; a-t 9 [1998], 77; 2 [1999], 23)
steht mit Bupropion (USA: ZYBAN) ein weiteres Antidepressivum mit Spezialindikation vor der Zulassung. Wie Bupropion zur Nikotinentwöhnung beiträgt,
bleibt offen. Raucher sollen häufiger Depressionen in der Vorgeschichte haben. Depressive Verstimmungen bei der Entwöhnung könnten einen
Rückfall begünstigen.1
Die Wirksamkeit von Bupropion ist in zwei Studien bei starken Rauchern untersucht (durchschnittlich mehr als 25 Zigaretten/Tag), die schon mehrmals versucht
hatten aufzuhören, meist mit Hilfe von Nikotinersatz.1,2 Verglichen mit Plazebo oder Nikotinpflaster bleiben unter täglich 150 mg bzw. 300 mg
Bupropion über sieben bis neun Wochen und zusätzlicher psychotherapeutischer Intervention mehr Behandelte abstinent. Absolut gesehen beeindrucken
die Ergebnisse der Kurzzeitstudien allerdings nicht. Lediglich zwei von sechs Rauchern, verglichen mit einem von sechs unter Nikotinpflastern, sind nach einem Jahr
noch abstinent. In einer Langzeitstudie finden sich unter Kombinationsbehandlung mit Nikotinpflaster und -spray ähnliche Abstinenzraten nach einem Jahr (a-t 2 [1999], 26).3
Bis zu 40% der Anwender leiden unter Schlaflosigkeit, mehr als 30% unter Kopfschmerz. Bei 10% treten Mundtrockenheit, Schwindel und Rhinitis auf. Mehr als 1%
klagen über Konzentrationsstörung, Alpträume, Verstopfung, Übelkeit oder Bauchschmerzen. 1% der Anwender entwickeln
behandlungsbedürftigen Bluthochdruck. Störwirkungen führen bei 8% zum Abbruch der Behandlung. Anaphylaktische Reaktionen sind beschrieben.
Insbesondere bei höherer Dosierung ab 300 mg/Tag besteht das Risiko von Krampfanfällen. Von einem Missbrauchspotential ist auszugehen.4
Bupropion ist bei Rauchern mit Krampfanfällen in der Anamnese, Anorexie, Alkoholabusus oder Schädel-Hirn-Trauma kontraindiziert.5
Das Antidepressivum könnte bei motivierten starken Rauchern nach mehrmaligen erfolglosen Entwöhnungsversuchen mit Nikotinersatzmitteln als
unterstützendes Mittel der Reserve in Frage kommen, -Red.
|