LIPONSÄURE UND DIE PLAZEBOFALLE | ||||||
Der Kommentar der Redaktion zu meinem Leserbrief in a-t 12 (1996), 123 ist dürftig und außerdem wohl nicht auf dem wissenschaftlichen Stand. Hat die hohe Redaktion keine Kenntnisse z.B. über die ALADIN-Studie* (Alpha-lipoic-acid In Diabetic Neuropathy), die eindeutig den therapeutischen Nutzen der Liponsäure bei der diabetischen Neuropathie beweist? Vorherige Studien an bereits unrettbar zerstörten Nerven mussten ergebnislos sein, da bereits beim Auftreten erster Dysästhesien vorklinisch hochdosiert therapiert werden muss. Beobachtungen von Praktikern sind keine subjektiven Erfahrungen von Doofen, sondern wertvolle wissenschaftliche Ergänzungen und durchaus Hinweisgeber an die Fraktion der doppelblind Experimentierenden. Diese und die anderen im Elfenbeinturm Sitzenden mögen ihre Adressen bekanntgeben, dass die mit brennenden Füßen nachts wach liegenden Neuropathiker ihnen dafür Dankesbriefe schreiben können. Dr. med. U. SAUERESSIG (Facharzt f. Allgemeinmed., Naturheilv.) Kaum zu glauben, aber wahr: Mehr als die Hälfte aller Patienten mit symptomatischer diabetischer Polyneuropathie spricht auf Plazebo mit
deutlicher Besserung an, seien es Einreibungen (Capsaicin-Studie, a-t 9 [1992], 88), Infusionen (ALADIN-Studie*),
Pillen oder gar Akupunktur. Letzteres Plazeboheil-, pardon, Naturheilverfahren kann noch sechs Monate nach Applikation wirksam sein. Das macht ja gerade den
Nachweis der pharmakologischen Wirkungslosigkeit von alpha-Liponsäure so kompliziert: jeder 2. Patient gibt seinem Arzt nach Liponsäure dankbar
Besserung an, die dieser hocherfreut (selten so hohe Erfolgsquote gehabt!) auf die Säure zurückführt. Die war es aber gar nicht, sondern das
Plazebo-Gemisch von Arzt, Punktion einer zum Herzen führenden Vene, Infusionsbesteck, Alufolie, Pflaster usw. * Zur Kritik der ALADIN-Studie s. a-t 11 [1996], 113, -Red
Prof. Dr. med. E. CHANTELAU | ||||||
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