ACE-Hemmern werden besondere, also über die blutdrucksenkende Wirkung hinausgehende "nephroprotektive" Eigenschaften
zugeschrieben.
In einer jetzt veröffentlichten Studie nehmen knapp 600 Patienten mit leichter bis mäßiger chronischer Niereninsuffizienz verschiedener Ursachen den
ACE-Hemmer Benazepril (CIBACEN) oder Plazebo ein. Erhöhter Blutdruck wird zuvor mit anderen Antihypertensiva gesenkt. Der systolische Blutdruck liegt
unter Verum 6 bis 12 mmHg niedriger als unter Scheinmedikament. Nach anfänglich schnellerem Anstieg nimmt das Serumkreatinin unter Benazepril langfristig
langsamer zu. Im Verlauf der dreijährigen Studie verdoppeln sich unter Plazebo bei 20% der chronisch Niereninsuffizienten die Ausgangs-Kreatininwerte, oder es
muß dialysiert werden, unter Benazepril nur bei 10%.
Trotz stärkerer Blutdrucksenkung und verringertem Fortschreiten der Niereninsuffizienz sterben unter dem ACE-Hemmer siebenmal mehr Patienten (2,7%) als
unter Plazebo (0,4%). Dies entspricht einem Todesfall pro 93 Patientenjahre unter Benazepril bzw. einem auf 656 Einnahmejahre unter
Scheinmedikament.1
Im Vordergrund der Todesursachen stehen plötzlicher Herztod und Myokardinfarkt. Möglicherweise verursachen ACE-Hemmer über eine
Hyperkaliämie kardiale Reizleitungsstörungen. Sie könnten aber auch bei vorbestehender koronarer Herzkrankheit den Perfusionsdruck in den
Herzkranzgefäßen zu stark drosseln und über reflektorische Zunahme der Herzfrequenz die Sauerstoffversorgung des Herzens
beeinträchtigen.
Um ein Fortschreiten der chronischen Niereninsuffizienz zu bremsen, ist vor allem der Blutdruck zu normalisieren. Nach wie vor bleibt offen, ob bestimmte
Antihypertensiva besondere Vorteile bieten.2 Die chronische Niereninsuffizienz geht häufig mit koronarer Herzerkrankung einher. Bei diesen Patienten
könnte die antihypertensive Therapie mit Betablockern ohne intrinsische Aktivität wie Atenolol (TENORMIN u.a.) oder Metoprolol (BELOC u.a.)
überlegen sein, da Betablocker das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse und des plötzlichen Herztods erwiesenermaßen verringern (vgl. a-t 10 [1995], 98; 12 [1993], 130).
FAZIT: Der ACE-Hemmer Benazepril (CIBACEN) verzögert in einer plazebokontrollierten Studie das Fortschreiten einer chronischen Niereninsuffizienz
unterschiedlicher Ursachen, versiebenfacht jedoch die Sterblichkeit der Patienten, vor allem infolge von Myokardinfarkt und plötzlichem Herztod. Chronische
Niereninsuffizienz geht häufig mit koronarer Herzkrankheit einher. Für diese Patienten empfehlen sich Betablocker ohne intrinsische Aktivität wie
Metoprolol (BELOC u.a.), die das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse und des plötzlichen Herztodes nachweislich verringern.
1 | MASCHIO, G. et al.: N. Engl. J. Med. 334 (1996), 939 |
2 | Joint National Committee on Detection, Evaluation, and Treatment of High Blood Pressure:
Arch. Intern. Med. 153 (1993), 154 |
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