VORERST IN DER FRAUENHEILKUNDE: |
In den USA, Kanada und Schweden wird seit kurzem das Krebsmittel Paclitaxel (TAXOL, Bristol-Myers Squibb) zur Behandlung des fortgeschrittenen und
gegenüber Standardtherapie refraktären Eierstockkrebses angeboten,1 in Österreich als erstem Land auch zur Therapie des
metastasierenden Brustkrebses.2 In Deutschland hat Bristol-Myers Squibb die Zulassung für Paclitaxel beantragt.3 HERKUNFT: Vor mehr als 20 Jahren wurden die zytostatischen Eigenschaften des Extraktes aus der Rinde der pazifischen Eibe (Taxus
brevifolia) entdeckt.4 Der Naturstoff läßt sich nur mit sehr geringer Ausbeute gewinnen. Syntheseversuche schlugen bis heute
fehl.5 Der Hersteller will den Paclitaxelbedarf ab 1994 vollständig mit einem halbsynthetischen Produkt decken, dessen Vorstufe aus den
nachwachsenden Nadeln der europäischen Eibe (Taxus baccata) gewonnen wird.3 WIRKSAMKEIT: In drei offenen Phase-II-Studien mit Paclitaxel ließen sich bei 33 (30%) von 110 Frauen mit fortgeschrittenem oder
therapieresistentem Ovarialkarzinom Krankheitsstillstand erzielen, darunter acht vollständige Remissionen.6 Bezogen auf Cisplatin-resistente Tumoren
liegen die Rückbildungsraten zwischen 24% und 30%.5 Nach vorläufigen Ergebnissen einer kontrollierten Studie an 388 chemotherapeutisch
nicht vorbehandelten Frauen mit Eierstockkrebs deutet sich eine geringe Überlegenheit der Cisplatin (PLATINEX u.a.)-Paclitaxel-Kombination gegenüber
der Standardtherapie mit Cisplatin plus Cyclophosphamid (ENDOXAN u.a.) hinsichtlich Rückbildungsraten (79% vs. 63%) und progressionsfreier
Überlebenszeit an.7 Bei drei (12%) von 25 Patientinnen mit metastasierendem Brustkrebs führte Paclitaxel zur kompletten, bei 11 (44%) zur
partiellen Remission, die im Mittel fünf Monate anhielt. Weitere Studien weisen auf einen möglichen Nutzen bei fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem
Lungenkrebs, malignem Melanom sowie Karzinomen im Kopf-Hals-Bereich hin.5 |
© 1993 arznei-telegramm |
Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten
Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.