Unter der wohlklingenden Phantasiebezeichnung "Symbiotikum"1 bietet die Lilly GmbH das Oralcephalosporin Loracarbef (LORAFEM) als
"neuartiges Antibiotikum" an. Es handelt sich um eine Strukturvariante von Cefaclor (CEC, PANORAL), deren Wirkungsspektrum etwa dem von Cefaclor
und Cefuroxim-Axetil (ELOBACT, CINNAT) entspricht.2
Im kontrollierten Vergleich wirkt das zweimal täglich einzunehmende Loracarbef bei Mittelohrentzündung gleich gut wie Amoxicillin (AMOXYPEN u.a.), bei
Kieferhöhlenentzündung wie Doxycyclin (VIBRAMYCIN u.a.),3 bei Streptokokken-Pharyngitis wie Penicillin V (ISPENORAL u.a.), bei
Mittelohrentzündung von Kindern, Nebenhöhlenentzündung Erwachsener, Lungenentzündung und bakteriellen Exazerbationen chronischer
Bronchitiden wie Amoxicillin plus Clavulansäure (AUGMENTAN). Der Nutzen zur Behandlung akuter bakterieller Infekte der Harn- und Atemwege sowie der
Haut und Weichteilgewebe entspricht dem von Cefaclor.2
Mit den typischen Störwirkungen der Oralcephalosporine ist zu rechnen, einschließlich häufigem Durchfall, Transaminasenanstieg und
Blutschäden.
Das laut Werbung zu "einem erstaunlich günstigen Preis" angebotene Loracarbef verteuert die Behandlung im Vergleich zu Standardantibiotika
bis auf das Elffache, während es fast die Hälfte preiswerter ist als das Oralcephalosporin Cefaclor (s. Kasten).
FAZIT: Bakterielle Infektionen von Atemwegen, Haut und Harnwegen lassen sich mit bewährten Antibiotika wie Penicillin V (ISPENORAL u.a.), Amoxicillin
(AMOXYPEN u.a.) und Doxycyclin (VIBRAMYCIN u.a.) gut und preiswert behandeln. Oralcephalosporine sind teure Reservetherapeutika und in der Allgemeinpraxis
entbehrlich. Dies gilt auch für Loracarbef (LORAFEM) trotz seines im Vergleich zu anderen Cephalosporinen günstigeren Preises.
1 | Werbung für LORAFEM, Ärzte-Zeitung vom 20. Sept. 1993 |
2 | Med. Letter 34 (1992), 87 |
3 | Scrip 1752 (1992), 23 |
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