In Werbeschreiben an Ärzte verweist die UCB GmbH auf die aktuelle Monographie zu Piracetam (NOOTROP u.a.): "Mit dieser Monographie
wurde die Wirksamkeit von Piracetam bei den beanspruchten Indikationen bestätigt. Damit steht für die Behandlung solch schwerwiegender
Erkrankungen wie den dementiellen Syndromen, dem ischämischen Hirninfarkt und den postanoxischen Myoklonussyndromen ein wirksames Medikament zur
Verfügung".1 Ähnlich wirbt auch Cassella Riedel: "NORMABRAIN Neu: Positive Monographie".2
Diese Behauptungen sind falsch: Der Monographie-Entwurf bestätigt nicht die Wirksamkeit von Piracetam bei den genannten Indikationen, denn es wird
nur eine symptomatische Beeinflussung und eine unterstützende Behandlung im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes anerkannt.
Der pathophysiologische Prozeß wird keineswegs beeinflußt. Piracetam besitzt keinen therapeutischen Nutzen hinsichtlich der Beeinflussung der
Erkrankung, sondern nur mehr oder weniger diffuse Effekte auf psychometrische Meßgrößen, deren Beziehung zur Pathophysiologie der Erkrankung
umstritten ist. Positive Befunde in psychometrischen Tests3 beruhen auf der willkürlichen Selektion von Meßgrößen als
Wirksamkeitsparameter (vgl. a-t 11 [1989], 100). Die Autoren dieser Auftragsprüfung für Piracetam sind gleichzeitig Gutachter bzw. Mitarbeiter des
Bundesgesundheitsamtes, das die vermeintlich so positive Monographie verabschiedet hat.
In Großbritannien erhielt Piracetam soeben eine Zulassung ausschließlich zur Behandlung des kortikalen Myoklonus als Komedikation zur antiepileptischen
Therapie (geschätzter Bedarf in Großbritannien: 50 bis 60 Patienten). UCB strebt in Großbritannien keine Zulassung für altersbedingte
Gedächtnisstörungen an, "weil die derzeitigen Daten für die britischen Behörden wahrscheinlich nicht ausreichend"
seien.4
1 | Schreiben der UCB GmbH vom 8. Febr. 1993 |
2 | Ärzte Ztg. vom 18. Febr. 1993 |
3 | HERRMANN, W. M., U. KERN: Nervenarzt 58 (1987), 358 |
4 | Scrip Nr. 1797 (1993), 21 |
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