Die Art der Bindung (Ester oder Amid) entscheidet, wie Sie richtig im a-t 8 [1992], 80
andeuten über den Weg der Metabolisierung. Die Esterbindung wird relativ leicht und rasch gespalten, hierbei entstehen Derivate der
Paraaminobenzoesäure, die zu den Auslösern einer Paragruppen-Allergie zählen. Alle Amid-artig gebundenen Lokalanästhetika haben eine um
Größenordnungen stabilere, zentrale Amidbindung. Würde diese tatsächlich gespalten werden, entsteht in jedem Fall ein aromatisches Amid (bei
Lidokain [XYLOCAIN u.a.], Mepivakain [SCANDICAIN u.a.], Bupivakain [BUPIVACAIN, CARBOSTESIN] und Etidokain [DUR-ANEST] würde 2,6-Xylidin
auftreten, beim Prilokain [XYLONEST] ortho-Toluidin).
Praktisch alle aromatischen Amine sind hinsichtlich ihrer toxischen Eigenschaften als problematisch einzustufen, hierzu zählt auch das kanzerogene Potential
und auch die Methämoglobinbildung.
Für die Stabilität der Amidbindung ist die räumliche Abschirmung durch benachbarte Gruppen ein ganz entscheidendes Kriterium. Nach diesem
Prinzip lassen sich die Amid-gebundenen Lokalanästhetika in drei Gruppen einteilen:
º Geringe" Stabilität: Prilokain,
º Mittlere" Stabilität: Lidokain, Etidokain, und (sehr wahrscheinlich auch) Artikain (ULTRACAIN) und Butanilikain (HOSTACAIN),
º Hohe" Stabilität: Mepivakain und Bupivakain
Sie haben Prilokain direkt oder indirekt als gute Alternative zu anderen Lokalanästhetika empfohlen. Da Prilokain das einzige Lokalanästhetikum ist, das
sogar zu einer sichtbaren Methämoglobinämie führt, die in einem erheblichen Ausmaß auf der Freisetzung von ortho-Toluidin basiert (das
hinsichtlich seines karzinogenen Potentials nicht anders als 2,6-Xylidin einzuordnen ist!), ist diese Empfehlung vorsichtig formuliert sehr bedenklich.
Bei den Wirkstoffen Mepivakain und Bupivakain ist hingegen die zentrale Amidbindung optimal "von beiden Seiten" abgeschirmt und geschützt: auf
der Seite des Amins durch die beiden ortho-ständigen Methylgruppen, auf der Seite der Karbonsäure durch den räumlich sehr anspruchsvollen
Piperidinring. Damit hängt ganz sicher zusammen, daß bei diesen beiden Lokalanästhetika obwohl deren Metabolismus intensiv untersucht
wurde kein freies 2,6-Xylidin im Organismus nachgewiesen und natürlich auch niemals Methämoglobinbildung beschrieben wurde.
Will man daher "auf der sicheren Seite sein", stellen die beiden Wirkstoffe Mepivakain und Bupivakain die eindeutig beste Empfehlung dar und das auch
im Hinblick auf ihre anästhesiologischen Eigenschaften.
Dr. N. N. (Dipl.-Chem.)
Name und Anschrift sind der Redaktion bekannt
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