Bis zu 3% der Patienten, die das Neuroleptikum Clozapin (LEPONEX) einnehmen, entwickeln innerhalb eines Jahres eine Neutropenie, die nach
Absetzen meist reversibel ist, gegenüber 0,01% - 0,1% unter Standardneuroleptika.1 Da Spätdyskinesien unter Clozapin anscheinend sehr selten
sind, darf das Neuroleptikum trotz der häufigen Blutschäden unter besonderen Auflagen (wöchentliche Leukozytenkontrolle) verordnet
werden.2 Bei stark zunehmenden Verordnungszahlen (+ 83%) nahm LEPONEX 1989 immerhin Rang 1054 unter den meist verordneten Medikamenten
ein.3
Auch andere Störwirkungen fallen unter Clozapin auf. Epileptiforme EEG-Veränderungen werden häufiger beschrieben als unter anderen
Neuroleptika. Das britische Committee on Safety of Medicines (CSM) berichtet über acht Patienten mit Krampfanfällen in Verbindung mit Clozapin. Nur bei
einer Person finden sich Hinweise auf Epilepsie in der Anamnese. Der Effekt ist dosisabhängig:4 Oberhalb einer Tagesdosis von 300 mg
(Häufigkeit von Krampfanfällen etwa 1%) steigt das Risiko auf 1,4% (300 bis 600 mg Clozapin/Tag) und schließlich auf 14% (600 bis 900
mg).5 Das CSM empfiehlt am ersten Einnahmetag niedrige Dosen von 25 - 50 mg, die abhängig vom Behandlungserfolg in täglichen Schritten
von 25 - 50 mg erhöht werden können. Erhaltungsdosen sollten versuchsweise vorsichtig verringert werden.4
In den USA fordern Verbraucherschützer und Psychiater Warnungen in der Produktinformation und einen "Dear Doctor Letter" zur Gefährdung
durch Atemstillstand unter Clozapin. Dieser kann bereits nach der ersten Dosis einsetzen, besonders bei Patienten, die zusätzlich Benzodiazepine einnehmen.
Einzelne Berichte seien aus den USA und Deutschland bekannt. Benzodiazepine sollten eine Woche vor Beginn der Clozapin-Einnahme abgesetzt werden.
Zumindest sind die Patienten einige Stunden nach der ersten Dosis zu überwachen. Zu rasche Dosissteigerung begünstigt orthostatischen
Blutdruckabfall.6
FAZIT: Durch sorgfältige Dosistitration und Überwachung der Patienten nach Einnahme der ersten Dosis lassen sich Krampfanfälle bei
empfindlichen Personen vermeiden und das Risiko von Atemstillstand und Blutdruckabfall mindern.
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