Im NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION erhielten wir bisher neun Meldungen zu Störwirkungen nach Echinacea-Extrakten
(ECHINACIN, ESBERITOX N u.a.). Fünf betreffen typische immunallergische Reaktionen wie Angioödem, Blutdruckabfall, anaphylaktischer Schock, generalisiertes
Exanthem nach ECHINACIN-Injektionen (NETZWERK-Fälle 1069, 1357, 1642, 2531, 3133). Diese schweren und lebensbedrohlichen Risiken sollten Anlaß zum
Verbot der parenteralen Anwendung geben, zumal die Ampullen auch ohne ärztliche Verordnung erhältlich sind (vgl. a-t 7 [1988], 68; 8 [1988], 74) und hinreichende
Belege für eine Wirksamkeit von Echinacea-Extrakten fehlen.1,2,3
Auch nach oraler Anwendung werden uns diese Immunerkrankungen beschrieben. Ein 40jähriger Mann reagierte nach dreitägiger Einnahme von 120 Tropfen
ECHINACIN mit Fieber, Lymphadenopathie und konfluierendem, juckendem Exanthem an Kopf und Oberkörper. Im Blutbild fiel eine Monozytose von 13% auf. Unter
Antihistaminika klangen die Erscheinungen innerhalb von zwei Tagen ab (Fall 4602). Kürzlich berichtete ein Allgemeinmediziner aus Bayern über einen 63jährigen
Patienten, bei dem 20 Minuten nach der Einnahme der ersten Tablette ESBERITOX N beide Hände mit Rötung und starkem Juckreiz anschwollen. Der erneuten
Einnahme folgten zusätzlich monströse Zungen- und Schlundschwellungen. Der Rachen war nicht einsehbar. Schluckstörungen und Atemnot erforderten eine
Intensivtherapie. Der meldende Kollege folgert: "Eine Kausalität ist hier eindeutig gegeben, da mein Patient sonst keinerlei Medikamente einnahm und auch an
dem Tag keine anderen Allergene in Betracht zu ziehen sind" (Fall 4510).
Schüttelfrost, Fieber, Übelkeit, Blutdruckabfall, Kopfschmerzen und Gelenkschmerzen sind literaturbekannte Störwirkungen von Echinacea-Präparaten, die mit
Verunreinigungen der Extrakte mit Endotoxinen in Verbindung gebracht wurden4 (vgl. a-t 2 [1988], 22). Der Hersteller von ESBERITOX N führt die
Störwirkungen jedoch auf die Inhaltsstoffe des Präparates zurück,5 die aus immunogenen Lektinen, Polysacchariden, Peptiden, Alkaloiden u.a.
bestehen.6
Es ist bedenklich, daß trotz dieses in der Literatur dokumentierten Kenntnisstandes Ärzte und Patienten in der Packungsbeilage nicht über die Risiken informiert
werden, zumal auch Letalverläufe im Sinne einer generalisierten Vaskulitis möglich zu sein scheinen. Wenn auch im Einzelfall die Kausalität nicht immer eindeutig zu
klären ist, soll doch beispielhaft ein solcher Verlauf dargestellt werden:
Ein 19jähriger Patient nahm wegen eines grippalen Infektes einen Echinacea-Extrakt ein. Es kam zu einer vermeintlichen Verschlimmerung der Symptome des
Infektes, so daß er am 3. Tag zusätzlich Amoxicillin (AMOXYPEN u.a.) erhielt. Am nächsten Tag kamen für einen grippalen Infekt recht untypische
Gelenkbeschwerden hinzu, die mit Ibuprofen (BRUFEN u.a.) behandelt wurden. Trotzdem verschlimmerte sich das Krankheitsbild, und ein protrahiertes
Schockgeschehen wurde symptomatisch führend, das von den Zeichen einer generalisierten erhöhten Gefäßpermeabilität und einer sich entwickelnden
Rhabdomyolyse beherrscht wurde. Der junge Mann verstarb trotz intensivmedizinischer Maßnahmen (Fall 4601).
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