Listeriose durch veganen Käseersatz
Infektionen durch die gramnegativen grampositiven [korr. am 28.05.2024] Stäbchen Listeria monocytogenes werden meist durch kontaminierte rohe Lebensmittel übertragen, beispielsweise Salat, Wurst oder Rohmilchkäse.1 Gefährdeten Menschen mit reduzierter Immunabwehr und Schwangeren werden unter anderem vegane Käsezubereitungen empfohlen. Französische Autoren informieren jetzt über insgesamt acht schwerwiegende invasive Listeriosen, die innerhalb weniger Monate in Frankreich (n = 5), Belgien, Deutschland und den Niederlanden in Verbindung mit veganem Käse bekannt geworden sind. Betroffen sind fünf Schwangere mit Frühgeburt bzw. Sepsis, ein Neugeborenes mit neonataler Meningitis, eine 38-jährige immungeschwächte Person mit Meningoenzephalitis sowie ein dreijähriges Kind.2 Aus rohen Mandeln, Cashewnüssen oder Kokosnussmilch hergestellte Käseanaloga imitieren milchbasierten Käse wie Camembert, Ziegenkäse oder Blauschimmelkäse. Solche veganen Produkte werden als frei von durch Lebensmittel übertragenen zoonotischen Pathogenen vertrieben, da sie pflanzenbasiert produziert werden.2 Allerdings durchläuft veganer Käseersatz nicht die für die meisten Milchkäse üblichen Routineschritte wie Pasteurisierung, die Kontaminierungen durch Rohstoffe oder bei der Produktion eindämmen. So wurde in den USA bereits wiederholt über Ausbrüche von Salmonellosen aufgrund kontaminierter veganer Käsesubstitute berichtet.3,4 Die Infektionsgefahr durch vegane Produkte muss besser kontrolliert werden: In einer Studie, in der Pathogene wie Listeria monocytogenes oder Salmonella enterica in Getränke aus Nussmilch oder Kuhmilch eingebracht worden sind, vermehrten sich die Bakterien in der pflanzenbasierten Milch stärker.5
1 | REINHARDT, F. et al.: Dtsch. Med. Wschr. 2022; 147: 132-4 |
2 | LECLERCQ, A. et al.: N. Engl. J. Med. 2024; 390: 1439-40 |
3 | CDC: Final Update vom 31. Jan. 2014; https://a-turl.de/yycd |
4 | FDA: Market withdrawal safety alert, 22. Apr. 2021; https://a-turl.de/8n4g |
5 | BARTULA, K. et al.: Food Microbiol. 2023; 109: 104143 (8 Seiten) |
© 2024 arznei-telegramm, publiziert am 13. Mai 2024
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