Das toxinbildende Clostridium difficile kann Durchfallerkrankungen verschiedener Schweregrade bis hin zur lebensbedrohlichen
pseudomembranösen Kolitis verursachen. Lokale epidemieartige Anstiege der Inzidenz auch bei ambulanten Patienten, die bislang als wenig gefährdet
galten, mit Häufung schwerer Verläufe werden unter anderem auf Clostridienstämme zurückgeführt, die ein verändertes Toxin
produzieren.1 Gyrasehemmer erhöhen das Risiko für eine Clostridium-assoziierte Durchfallerkrankung in zwei Erhebungen aus Kanada um das
Drei- bis Vierfache.1,2 In einer der Studien1 steigern auch Cephalosporine das Risiko deutlich.
Zwar wird die Clostridium-difficile-Infektion als Antibiotika-assoziierte Erkrankung eingestuft, in Fallserien ist jedoch bei einem Teil der Betroffenen keine
Antibiotikabehandlung vorausgegangen.3 In zwei Fall-Kontrollstudien mit Krankenhauspatienten4,5 wird neben Antibiotikagebrauch und z.B.
hohem Alter auch die Behandlung mit Protonenpumpenhemmern wie Omeprazol (ANTRA u.a.) und Histamin-2-Antagonisten wie Ranitidin (ZANTIC u.a.) mit einem
erhöhten Risiko in Verbindung gebracht. In anderen Erhebungen wird kein Einfluss deutlich.1,2
Pathophysiologisch erscheint ein Zusammenhang mit der Säureblockade denkbar: Aufgrund des erhöhten pH-Wertes im Magen gelangen
möglicherweise mehr Clostridien in ihrer vegetativen, toxinbildenden Form in tiefere Darmabschnitte.
In einer aktuellen Fall-Kontrollstudie werden nun Risikofaktoren für das Auftreten von Clostridienerkrankungen, die außerhalb des Krankenhauses
erworben wurden, ermittelt.6 Als Grundlage der Datenerhebung dient die britische General Practice Research Data Base, in der vollständige, komplett
anonymisierte Daten von 3 Millionen Patienten aus 400 Allgemeinpraxen gesammelt werden. 1.672 Patienten, davon 1.233 ambulante, bei denen zwischen 1994
und 2004 Clostridium-difficile-Toxin nachgewiesen oder klinisch eine Clostridienerkrankung diagnostiziert wurde, werden mit 16.720 Kontrollen verglichen. Nach
Adjustierung für Alter, Geschlecht und relevante Medikamenteneinnahme errechnen die Autoren ein dreifach erhöhtes Risiko für
Antibiotikabehandlung innerhalb der letzten drei Monate vor Diagnosestellung (Rate Ratio [RR] 3,1; 95% Konfidenzintervall [CI] 2,7-3,6). Insgesamt erhielten jedoch
nur 36% der erkrankten Patienten ein Antibiotikum in den drei Monaten vor Erkrankungsbeginn, sodass auch andere Faktoren eine auslösende Rolle spielen
müssen: Protonenpumpenhemmer steigern das Risiko in gleicher Größenordnung (RR 2,9; 95% CI 2,4-3,4). Für H2-Antagonisten wird ebenfalls
ein erhöhtes Risiko errechnet (RR 2,0; 95% CI 1,6-2,7), in geringem Ausmaß auch für nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR; RR 1,3, 95% CI 1,2-1,5).
Die Daten für NSAR müssen zurückhaltend bewertet werden, da die Einnahme rezeptfreier Mittel nicht berücksichtigt wurde.
Der Vorteil der Analyse liegt in der Vollständigkeit von Diagnose- und Verordnungsdaten sowie der Unabhängigkeit von anamnestischen Erhebungen.
Unklar ist jedoch, ob alle Patienten, bei denen das Toxin nachgewiesen wird, wirklich klinisch erkrankt sind. Das deutlich erhöhte Risiko stimmt jedoch in der
Größenordnung mit Daten aus Fall-Kontrollstudien mit Krankenhauspatienten überein, so dass die Resultate plausibel erscheinen.
Lokale epidemieartige Anstiege von Clostridium-difficile-assoziiertem Durchfall
weisen auf eine zunehmende Bedeutung auch für ambulante Patienten hin.
Neben Antibiotikagebrauch scheint auch die Behandlung mit Säureblockern
(Protonenpumpenhemmer, H2-Antagonisten) ein Risikofaktor zu sein.
An die Möglichkeit einer Clostridieninfektion ist auch bei ambulanten Patienten
mit Durchfall zu denken, zum Beispiel nach säurehemmender Therapie.
Die Anwendung von Säureblockern soll sich auf gesicherte Indikationen
beschränken.
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