Mit ASS Krebs vorbeugen?> Aufgrund von Daten aus Tierversuchen und epidemiologischen Studien wird seit Jahren diskutiert, ob
nichtsteroidale Antirheumatika einschließlich Azetylsalizylsäure (ASS; ASPIRIN u.a.) vor Krebs schützen. Beobachtungsstudien legen für ASS
einen Nutzen vor allem bei kolorektalen Karzinomen und Brustkrebs nahe. Daten aus randomisierten Studien gab es bislang jedoch nur für Männer: In
einer Nachauswertung der Physicians' Health Study, einer plazebokontrollierten Studie mit mehr als 22.000 weitgehend gesunden US-amerikanischen Ärzten,
bleibt die fünfjährige Einnahme von 325 mg ASS jeden zweiten Tag ohne Einfluss auf die Inzidenz kolorektaler Karzinome (relatives Risiko [RR] 1,15; 95%
Konfidenzintervall [CI] 0,80-1,65; GANN, P.H. et al.: J. Natl. Cancer Inst. 1993; 85: 1220-4). Eine sechsjährige kontrollierte offene Untersuchung mit 5.139
britischen Ärzten, die in erster Linie den Nutzen von täglich 500 mg ASS zur Primärprävention vaskulärer thrombotischer Ereignisse
prüfen soll, findet eine "geringfügige" Senkung krebsbedingter Todesfälle, die die Autoren als Zufallsbefund einstufen (39,8 versus 48,6
pro 10.000 Personenjahre; PETO, R. et al.: BMJ 1988; 296: 313-6). Mit Veröffentlichung weiterer Ergebnisse aus der Women's Health Study (WHS) liegen jetzt
erstmals aussagefähige Daten zur Krebsprävention mit ASS bei Frauen vor: Knapp 40.000 gesunde, mindestens 45 Jahre alte Frauen nehmen zehn Jahre
lang alle zwei Tage 100 mg ASS oder Plazebo ein.* Primäres Zielkriterium ist neben einem kombinierten kardiovaskulären Endpunkt (vgl. a-t 2005; 36: 48-9) die Zahl jeglicher invasiver Karzinome außer nichtmelanotischer Hauttumoren. ASS beeinflusst in
dieser Untersuchung weder die Gesamtrate invasiver Krebserkrankungen (jeweils 7%; RR 1,01; 95% CI 0,94-1,08) noch die Inzidenz einzelner Karzinome wie
Brustkrebs (je 3%) oder kolorektaler Tumoren (je 0,7%). Tendenziell bzw. grenzwertig signifikant verringert werden lediglich Lungenkrebserkrankungen (0,45% vs.
0,58%; RR 0,78; 95% CI 0,59-1,03; p = 0,08) sowie die Sterblichkeit an Lungenkrebs (0,3% vs. 0,4%, RR 0,70; 95% CI 0,50-0,99; p = 0,04). Gesamtmortalität
und Sterblichkeit an Krebserkrankungen insgesamt unterscheiden sich nicht. Obwohl auch in der britischen Untersuchung numerisch weniger Männer an
Lungenkrebs sterben, ist das Ergebnis nach Meinung der Autoren mit einem Zufallsbefund vereinbar, zumal epidemiologische Daten hierzu widersprüchlich sind
(COOK, N.R. et al.: JAMA 2005; 294: 47-55). Unerwähnt bleiben in dieser Veröffentlichung die in der Publikation der Ergebnisse zur
Primärprävention atherosklerotischer Erkrankungen berichteten Risiken der Einnahme von Azetylsalizylsäure, vor allem peptische Ulzera und
Hämorrhagien einschließlich Hirnblutungen, -Red.
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Die im 2 x 2 faktoriellen Design (vgl. a-t 2003; 34: 100) gleichzeitig geprüfte
prophylaktische Einnahme von Vitamin E bleibt ebenfalls ohne Nutzen hinsichtlich schwerer kardiovaskulärer Erkrankungen oder invasiver Karzinome.
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