In vielen Lehrbüchern wird regelmäßig Fiebersenkung ab einer bestimmten Höchsttemperatur empfohlen. Dass
Fiebersenken nicht gegen Fieberkrämpfe hilft, wissen wir inzwischen. Gibt es überhaupt einen vernünftigen Grund für eine Antipyrese,
abgesehen von der Linderung fieberbedingter Schmerzen?
Dr. med. C. ZANG (Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin)
D-63808 Haibach
Interessenkonflikt: keiner
Sofern pädiatrische Lehrbücher überhaupt etwas ausführlicher auf die Behandlung von Fieber eingehen, wird Zurückhaltung mit
antipyretischen Maßnahmen empfohlen: "Fieber unter 39°C erfordert bei sonst gesunden Kindern neben physikalischen Maßnahmen mit
ausreichender Flüssigkeitszufuhr regelhaft keine medikamentöse antipyretische Behandlung. Über 39°C fördert eine solche Behandlung
das Wohlbefinden."1,2 Allerdings wird Fiebersenkung ab 39°C empfohlen bei Kindern mit Herz- und Kreislaufkrankheiten, manchen
Stoffwechselstörungen sowie einigen neurologischen Krankheiten.1...
Auch Temperaturen von 39,5°C oder 40°C bedürfen, wenn es den Kindern dabei gut geht, keiner Antipyrese. Beeinträchtigend und
anstrengend, mit Kältegefühl oder Schüttelfrost einhergehend ist ja vorwiegend der Fieberanstieg. Ist die Temperatur dann einmal oben, dann geht es
den Patienten oft wieder ganz gut...
Wenn die Indikation für eine Fiebersenkung gestellt ist, dann soll man das mit bewährten Antipyretika machen, die die Regeltemperatur herabsetzen, und
nicht mit kalten Wickeln o.ä., die bei unveränderter Regeltemperatur zwangsläufig zu weiterer Wärmegenerierung, also zu Frieren und evtl.
Schüttelfrost, und somit zu weiteren Belastungen des Körpers führen müssen...
Die antipyretische Polypragmasie vieler Ärzte scheint oft ein größeres Problem zu sein als das Fieber bei Kindern.
Prof. Dr. med. K.E. von MÜHLENDAHL (Kinderhospital Osnabrück)
D-49082 Osnabrück
Interessenkonflikt: keiner
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