Hypersexualität unter Dopaminagonist Pramipexol (SIFROL): Ein 71-jähriger PARKINSON-Kranker entwickelt nach vierjähriger
Einnahme von Pramipexol (SIFROL) eine aggressive Hypersexualität, die bei unveränderter Dosierung über ein Jahr hinweg besteht und zu
erheblichen häuslichen Problemen führt. "Erst nach längerer Rücksprache" mit dem Pramipexol-Hersteller Boehringer Ingelheim
erfährt die behandelnde Ärztin, dass dies "gelegentlich" eine Nebenwirkung des Dopaminagonisten sei. Nach Absetzen verschwinden die
Verhaltensauffälligkeiten vollständig (NETZWERK-Bericht 13.104). Boehringer Ingelheim kommentiert: "... In letzter Zeit häufen sich Berichte,
wonach vor allem die nicht-ergolinen Dopaminagonisten (Pramipexol, Ropinirol [REQUIP], -Red.) stark libidosteigernd wirken und bis zur ... belastenden
Hypersexualität führen können ..." (Schreiben vom 2. Dez. 2003). Deutlich gesteigerte und teilweise auch veränderte Sexualität bis
hin zu Exhibitionismus und Pädophilie ist unter den meisten Dopaminagonisten wie auch unter L-Dopa (in MADOPAR u.a.) und dem Enzymhemmer Selegilin
(MOVERGAN u.a.) beschrieben, zum Teil begleitet von eigenmächtiger Dosiserhöhung und süchtigem Missbrauch. Ein Wirkmechanismus ist nicht
bekannt. Dopaminreiche hypothalamische und limbische Strukturen sind aber an der sexuellen Funktion beteiligt. Wie häufig Hypersexualität auftritt und
ob es diesbezüglich Unterschiede zwischen den einzelnen Wirkstoffen gibt, ist unklar. In Studien mit Pergolid (PARKOTIL u.a.) berichten 4,5% bis 12% der
PARKINSON-Patienten darüber (http://www.parkinson-datenbank.de; GOETZ, C.G. et al.: Arch. Neurol. 1983; 40: 785-7). Hypersexualität gilt als
"bekannte Komplikation bei der dopaminergen Behandlung von PARKINSON-Kranken" (z.B. RILEY, D.E.: Clin. Neuropharmacol. 2002; 25: 234-7).
Boehringer-Ingelheim führt inzwischen eine klinische Studie zur Wirkung von Pramipexol auf das Sexualverhalten von PARKINSON-Patienten durch. Ropinirol
wird sogar bei Antidepressiva-bedingter sexueller Dysfunktion erprobt (WORTHINGTON, J.J. et al.: Int. Clin. Psychopharmacol. 2002; 17: 307-10). Dennoch findet
sich in keiner Fachinformation eines Dopaminagonisten ein Hinweis auf die unter Umständen belastende Störwirkung.
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