Interferone bei schubförmig remittierender Multipler Sklerose - Effekt ab zweitem Anwendungsjahr unsicher: Interferone werden seit mehr
als zwanzig Jahren bei Multipler Sklerose (MS) geprüft. Sie sollen die der Erkrankung zu Grunde liegende Entzündungsreaktion beeinflussen. In
kontrollierten klinischen Studien senken sie die Rate akuter Schübe. Nach wie vor ist aber nicht geklärt, ob auch das Fortschreiten von Behinderungen
durch Interferone aufgehalten wird (a-t 2001; 32: 106-10). Nach einer systematischen Übersicht randomisierter
kontrollierter Studien mit Interferon beta 1a (AVONEX, REBIF), Interferon beta 1b (BETAFERON) und Interferon alfa 2a (ROFERON-A; bei MS nicht zugelassen) ist
ein schubfrequenzsenkender Nutzen nur im ersten Anwendungsjahr hinreichend belegt (Relatives Risiko 0,73; 95% Vertrauensintervall 0,54-0,99). Für das
zweite Anwendungsjahr sind ausschließlich Daten aus Interferon-beta-Studien verfügbar. Ob in dieser Zeit das Exazerbationsrisiko gesenkt oder das
Fortschreiten von Behinderungen aufgehalten wird, ist wegen der hohen Zahl der Studienabbrecher unsicher. Einer Sensitivitätsanalyse mit Worst-case-
Szenario halten die Ergebnisse nicht stand: Nimmt man den für die Interferone schlechtesten Fall an - bei allen Verum-Abbrechern treten Rückfälle
oder zunehmende Behinderungen auf, nicht dagegen bei Plazebo-Abbrechern - lässt sich kein Therapieeffekt mehr erkennen. Störwirkungen wie
grippeähnliches Syndrom, Fieber oder Myalgien, aber auch hämatotoxische Effekte wie Leukopenien sind in der Verumgruppe signifikant häufiger
(FILIPPINI, G. et al.: Lancet 2003; 361: 545-52).
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