LOW DOSE LANGZEIT-ANTIKOAGULATION NACH IDIOPATHISCHEN THROMBOSEN? | ||||
Die optimale Dauer der oralen Antikoagulation nach venösen Thromboembolien ist offen. Internationale Leitlinien empfehlen drei Monate, wenn ein
zeitlich befristeter Auslöser wie Operation oder Trauma vorausging. Bei erstmaligen idiopathischen Thromboembolien werden mindestens sechs Monate, bei
rezidivierenden idiopathischen Thromboembolien oder solchen mit dauerhaft erhöhtem Risiko wie Tumorerkrankungen oder Thrombophilie zwölf Monate
oder länger empfohlen.1 INR*-Zielwerte von 2-3 gelten heute als ausreichend.2 Ein Problem bei der Umsetzung dieser Empfehlungen in der
Praxis ist die im Vergleich zu Studienbedingungen mehrfach höhere Rate auch schwerwiegender Blutungskomplikationen.
Trotz der wichtigen Ergebnisse der methodisch guten, mit staatlichen Mitteln geförderten PREVENT-Studie bleiben Fragen zur optimalen Dauer und Intensität der Antikoagulation nach idiopathischen Thrombosen offen. Während der gesamten Dauer steigt die kumulative Rate für venöse Thromboembolien auch unter Antikoagulation stetig an. Nach zwei Jahren liegt sie bei 5%. In früheren plazebokontrollierten Studien mit Patienten nach erster idiopathischer Thromboembolie wird unter intensiverer Antikoagulation (INR 2-3) schnell ein Plateau für Rezidivereignisse erreicht, das nach 6 Monaten,4 12 Monaten5 und 24 Monaten6 unter dem Niveau von 5% zu liegen scheint. Relevante Blutungen sind dabei allerdings tendenziell häufiger. Vor diesem Hintergrund wäre in der PREVENT-Studie ein weiterer Arm mit Antikoagulation in üblicher Dosis (INR 2-3) sicher von Nutzen gewesen. Es scheint sinnvoll und empfehlenswert, die orale Antikoagulation nach idiopathischen Thromboembolien über die üblich dosierte sechsmonatige Prophylaxe hinaus über Jahre fortzuführen. Zu klären bleibt, ob die niedrig dosierte Langzeitantikoagulation bei Patienten mit hohem individuellen Risiko eine längerfristige oder dauerhafte Antikoagulation in höherer Dosierung tatsächlich ersetzen kann Eine individuelle Abwägung für die Intensität der Antikoagulation ist weiterhin erforderlich. | ||||
© 2003 arznei-telegramm |
Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten
Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.