AUCH PHYTOPHARMAKA RECHTZEITIG VOR OPERATION ABSETZEN
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Patienten berichten ihrem Arzt häufig nicht, dass sie Phytopharmaka einnehmen, beispielsweise weil die Einnahme nichts mit der ärztlich behandelten Krankheit zu tun hat, die Produkte keine Arzneimittel sind (z.B. per Internet bestellte oder in Drogerien u.a. gekaufte so genannte Nahrungsergänzungsmittel) oder weil der Arzt bei Erhebung der Anamnese nicht gezielt danach fragt. Anästhesisten aus Chicago werteten die aktuelle Literatur zu den gebräuchlichsten Pflanzendrogen aus, um zu prüfen, ob Phytopharmaka eine Gefährdung bei Operationen bedeuten (1). Randomisierte kontrollierte Studien hierzu sind nicht auffindbar. Die nachfolgend genannten Bedenken gegen die perioperative Einnahme von Kräuterarzneimitteln werden aus anderen Studien, Fallberichten und Übersichtsarbeiten sowie aus den pharmakokinetischen Eigenschaften der Drogenbestandteile abgeleitet. Vor allem Phytopharmaka, die Stoffe mit langer Halbwertszeit wie Hypericin (in Johanniskraut) enthalten oder die Thrombozytenaggregation hemmen können (z.B. Ginseng, Knoblauch), sollten demnach mehrere Tage vor einer OP abgesetzt werden:
Wegen der unzureichenden Dokumentation des Nutzens und der Vielzahl zu beachtender zum Teil bedrohlicher Interaktionen raten wir von der Verwendung von Johanniskrautpräparaten nicht nur präoperativ ab (a-t 2001; 32: 62). Die kanadische Gesundheitsbehörde warnt vor Produkten mit Ephedrakraut, allein oder in Kombination mit Koffein bzw. anderen Stimulanzien, beispielsweise zur Gewichtsabnahme oder zur "Energiesteigerung". In Kanada sind zwei Todesfälle (Suizide) in Verbindung mit solchen bisweilen als "natürliches Stimulans" bezeichneten Zubereitungen bekannt. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA erfasste innerhalb von 21 Monaten 10 Todesfälle und 13 anhaltende Beeinträchtigungen, die mit Ephedra-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln in Verbindung gebracht werden (2). |
1 | ANG-LEE, M.K. et al.: J. Am. Med. Ass. 2001; 286: 208-16 |
2 | Health Canada: Advisory for Health Professionals, 14. Juni 2001 |
© Redaktion arznei-telegramm
blitz-a-t 18. Juli 2001 |