Zur Zeit "tobt" ein Glaubenskrieg zwischen den Anhängern von Permethrin (INFECTOPEDICUL, DELIXI LIQUIDUM) oder
Pyrethrumextrakt (GOLDGEIST FORTE) zur Kopflausbekämpfung. Können Sie Entscheidungshilfe geben?
H. TRÖSTER (Apotheker)
D-60320 Frankfurt am Main
Der Streit wird auch auf höchster Ebene ausgefochten: Während zum Beispiel die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mittel auf Permethrin-Basis
(1%) empfiehlt, lehnen Experten vom Umweltbundesamt und vom Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV)
solche Produkte (hierzulande 0,5%: INFECTOPEDICUL, DELIXI LIQUIDUM) strikt ab. Nach Auskunft eines Mitarbeiters vom Umweltbundesamt setzt die WHO
für Länder der Dritten Welt auf kostengünstig herzustellende Läusemittel und für Situationen mit großer Reinfestationsgefahr wie zum
Beispiel in Flüchtlingslagern auf Mittel mit langer Verweildauer im Haar. Beide Voraussetzungen werden von Permethrin erfüllt.1
Die sehr lange Verweildauer ist umgekehrt der Hauptgrund, warum Permethrin hierzulande von den Behörden nicht positiv beurteilt wird. Haar und Kopfhaut
werden unnötig lange mit potenziell neurotoxischen Rückständen belastet: Trotz mehrerer intensiver Kopfwäschen hält der
Reinfestationsschutz und damit auch die Belastung mindestens zwei Wochen an. Nach Erkenntnissen des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes entwickelt sich
unter dauerhafter Permethrin-Verwendung rasch eine hochgradige Resistenz, die dann auch Mittel der gleichen Stoffgruppe wie Pyrethrum (z.B. in GOLDGEIST
FORTE) oder Allethrin (z.B. in JACUTIN N) und seltener auch andere Wirkprinzipien versagen lässt. Dies wird auf den langen Residualeffekt
zurückgeführt.2
Aussagekräftige kontrollierte Studien zum Nutzen von Läusemitteln sind auch international nur wenige publiziert. Nach einer systematischen
Übersicht lassen sich nur 3 von 70 auswerten. Danach schneidet ein Pyrethrinpräparat (0,165%) mit Piperonylbutoxid (1,65%) ebenso gut ab wie eine 1%-
ige Permethrinzubereitung.3 Die Ergebnisse sind auf die Situation in Deutschland kaum übertragbar. Die Studien haben in Dritte-Welt-Ländern
stattgefunden, in denen die verwendeten Mittel nicht allgemein verfügbar sind, sodass mit Resistenzen weniger zu rechnen ist. Hiesige Mittel sind in diesen
Studien nicht geprüft, die geprüften Mittel hierzulande nicht erhältlich. Der Einfluss der Zubereitung eines Läusemittels einschließlich
Konzentration und Hilfsstoffzusammensetzung auf die Wirksamkeit wird in keiner randomisierten Studie berücksichtigt.4
Während GOLDGEIST FORTE (Pyrethrum plus Piperonylbutoxid) von den hiesigen Behörden nach Bundesseuchengesetz auf Wirksamkeit geprüft
und anerkannt ist,5 fehlt eine solche Prüfung für die Permethrinpräparate, bei denen es sich um im Rahmen des Einigungsvertrages
registrierte Altarzneimittel aus der ehemaligen DDR handelt.1* Mittel der Wahl zur Kopflausbehandlung ist daher unseres Erachtens nach wie vor
GOLDGEIST FORTE. Bei begründetem Verdacht auf Resistenz (Fehlanwendung und Reinfestation ausgeschlossen) empfiehlt es sich, auf eine andere
Stoffgruppe zu wechseln, da mit Kreuzresistenz zu rechnen ist.7
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INFECTOPEDICUL ist der neue Handelsname für DELIXI LIQUIDUM, das abverkauft wird.6 |
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