Im Februar 1999 erkranken in einer US-amerikanischen kommunalen Klinik mehrere Neugeborene an Keuchhusten. Die örtliche
Gesundheitsbehörde empfiehlt daraufhin eine Postexpositionsprophylaxe mit Erythromycin (MONOMYCIN u.a.) für alle Kinder, die im selben Zeitraum in der
Klinik geboren wurden. Im März registrieren Kinderchirurgen eines benachbarten Krankenhauses, dass sie innerhalb von zwei Wochen sieben Kinder mit
hypertrophischer Pylorusstenose operiert haben. Alle wurden im kommunalen Krankenhaus geboren und vorbeugend mit Erythromycin behandelt.
Nach einer daraufhin initiierten retrospektiven Kohortenstudie haben von 157 mit Erythromycin behandelten Kindern 7 (4,5%) eine Pyloromyotomie durchgemacht,
dagegen keines von 125 Neugeborenen, die das Makrolid nicht erhalten haben. Das Risiko scheint mit der Dauer der Einnahme zuzunehmen. Die Rate
hypertrophischer Pylorusstenosen liegt im Februar 1999 in dem kommunalen Krankenhaus um das Siebenfache über den Raten in den beiden Jahren zuvor
(32,3 vs. 4,7 pro 1.000 lebend geborene Kinder).1
Die hypertrophische Pylorusstenose ist eine Erkrankung der ersten Lebensmonate. Sie ist durch zunehmendes schwallartiges Erbrechen, sichtbare Magenperistaltik
und tastbaren Muskelzylinder ("Pylorustumor") gekennzeichnet. Die Ursache ist unklar. Schon vor 25 Jahren wurde Erythromycin als ein Auslöser
verdächtigt. Bis auf einen weiteren Bericht blieb jedoch eine Bestätigung aus. Erythromycin fördert die Motilität des Magens und Kontraktionen
des Pylorus. In niedrigen Dosierungen kann das Makrolid die Magenentleerung beschleunigen. Dies könnte zur Entwicklung einer Pylorusstenose bei
Neugeborenen beitragen.1
Hierzulande wird jetzt erwogen, in Kinderkliniken die Anamnese von Kindern mit Pylorusstenose nachträglich zu evaluieren. Sollte dies den Verdacht
untermauern, wäre Erythromycin in den ersten Lebensmonaten nicht mehr zur Pertussisprophylaxe zu empfehlen.2
|