Das "atypische" Neuroleptikum Clozapin (LEPONEX u.a.) ist wegen des hohen Risikos einer Agranulozytose von bis zu 2%
ausschließlich bei nachgewiesenem Versagen anderer Antipsychotika zugelassen. Der Tod zweier junger Männer kurz nach Beginn der Einnahme an
Clozapin-bedingter Myokarditis veranlasst australische Ärzte, das kardiale Schädigungspotential des Neuroleptikums zu untersuchen:
Von 8.000 Anwendern erkranken 15 an Myokarditis. Meist klagen sie über eher unspezifische Symptome wie grippeartige Beschwerden, Fieber oder
Brustschmerz. Fünf Patienten sterben. Alle Herzmuskelentzündungen treten innerhalb von drei Wochen nach Beginn der Einnahme von Clozapin auf. Die
Häufigkeit von 1:500 innerhalb des ersten Behandlungsmonats liegt mindestens um den Faktor 1.000 bis 2.000 höher, als zu erwarten wäre.
Ursächlich wird eine IgE-vermittelte allergische Reaktion (Typ 1) vermutet.
Acht Patienten erkranken an dilatativer Kardiomyopathie. Erste Symptome wie Dyspnoe setzen im Mittel zwölf Monate nach Therapiebeginn ein. Mindestens ein
Patient stirbt. Die Inzidenz von 1:2.000 Patientenjahren übersteigt die der übrigen Bevölkerung mindestens um das
Fünffache.1
Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte liegen Meldungen zu Herzmuskelentzündungen (33), Kardiomyopathie (13), Perikarditis (11) und
Perikarderguss (23) vor.2
Im NETZWERK dokumentieren wir in Verbindung mit Clozapin zwei Berichte über Perimyokarditiden, die sich nach Absetzen bessern (6.513, 7.073). Eine 48-
Jährige wird nach zweimonatiger Einnahme des Neuroleptikums herzinsuffizient (3.042).
FAZIT: Das Neuroleptikum Clozapin (LEPONEX u.a.) hat wegen seines hohen Agranulozytose-Risikos Reservestatus. Weniger bekannt sind immunogene
Erkrankungen wie die mit 1:500 auffällig häufigen potenziell tödlichen Myokarditiden. Novartis Pharma bewertet die aus Australien berichteten
Inzidenzen als aus "nicht erklärbaren Gründen ... außerordentlich hoch"3. Dabei sprechen bereits seit sechs Jahren britische Daten
für eine Gefährdung in der Größenordnung von 1:1.000 (a-t 1993; Nr. 12: 135-6). Bei
unspezifischen Herzbeschwerden oder Zeichen einer Herzinsuffizienz ist unbedingt daran zu denken, dass Clozapin den Herzmuskel schädigen
kann.1,4,5
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