Etwa 1% der sexuell aktiven Erwachsenen leiden unter Warzen im Genitalbereich (Feigwarzen, Condylomata acuminata). Die Erreger, humane
Papillomviren (HPV), werden häufig durch sexuelle Kontakte übertragen, begünstigt durch feuchtes Milieu und Hautschäden. Die anfangs
stecknadelkopfgroßen Knötchen können sich zu "blumenkohlartigen" Wucherungen entwickeln. Maligne Entartung ist möglich. Zur
Behandlung stehen chirurgische Verfahren wie Elektrokauterisation, Kryo- und Laserbehandlung, Externa wie das antimitotisch wirkende Podophyllotoxin
(CONDYLOX Lösung u.a.) und örtliches sowie systemisches Interferon zur Verfügung.1,2 Keine Methode kann die Infektion vollständig
beseitigen. Rezidive sind häufig. Einen "neuen Weg bei Genitalwarzen" soll jetzt Imiquimod (ALDARA Creme) bieten.
EIGENSCHAFTEN: Wie die als Immunmodulator bezeichnete Imidazo-Chinolin-Verbindung gegen anogenitale Warzen wirkt, ist unbekannt. In Hautbiopsien
lassen sich vermehrt Interferone und Tumornekrosefaktor nachweisen.3 Durch intakte Haut scheint es gering absorbiert zu werden. Ungefähr 1% wird
nach lokaler Anwendung im Urin und Stuhl ausgeschieden.1,4
KLINISCHER NUTZEN: 311 sonst gesunde Männer und Frauen tragen dreimal wöchentlich abends 5%-ige oder 1%-ige Imiquimod-Creme oder
Scheinmedikament auf die Warzen auf. Innerhalb von 16 Wochen verschwinden bei 54 (50%) von 109 Patienten die mit 5%-iger Creme behandelten Warzen
vollständig, verglichen mit 11 (11%) von 100 unter Scheinmedikament. Frauen scheinen besser anzusprechen als Männer (Abheilungsrate 72% vs. 33%).
1%-ige Imiquimod-Creme bleibt ohne Unterschied zum Scheinmedikament.5,6 Bei Frauen wirkt jedoch auch eine 2%-ige Zubereitung deutlich besser als
Plazebo.7 Tägliches Auftragen bringt in einer weiteren klinischen Studie mit 279 Personen keine Vorteile, jedoch stärkere und häufigere
Störeffekte.7 Jeder Fünfte bis Achte muss innerhalb von 12 Wochen mit einem Rezidiv rechnen.6,8
Vergleichende klinische Studien mit anderen Therapieformen liegen nicht vor.9 Vor allem fehlt die direkte Prüfung gegen das in den USA
erhältliche Podophyllotoxin-Gel, das besser verträglich zu sein scheint als Lösungen.4
NEBENWIRKUNGEN: Bis zu 61% der Anwender klagen über Rötungen, 20% bis 30% über Juckreiz, oberflächliche Gewebsverluste
der Haut, Brennen und Schuppenbildung. Kopfschmerzen, grippeähnliche Symptome und Myalgien sind häufige systemische
Störwirkungen.
Für die Anwendung bei Feigwarzen unter der Vorhaut unbeschnittener Männer fehlen Erfahrungen (Gefahr von Phimosen und Strikturen). Die Sicherheit
für Schwangere ist nicht geprüft. Die Festigkeit von Kondomen und Pessaren kann durch die Creme herabgesetzt werden. Hautareale mit offenen
Geschwüren oder von vorbehandelten Warzen dürfen erst behandelt werden, wenn sie abgeheilt sind.1,4,10
KOSTEN: Imiquimod (ALDARA) verteuert die Behandlung von Feigwarzen mit 213 DM in 4 Wochen (täglich ein Beutel an drei Tagen der Woche)
gegenüber Podophyllotoxin um gut das Doppelte (CONDYLOX: 91 DM, WARTEC: 95 DM für zweimal täglich 0,25 ml an drei Tagen der
Woche).
FAZIT: Imiquimod (ALDARA Creme) beseitigt äußerliche Feigwarzen innerhalb von vier Monaten bei jedem Zweiten. Im Gegensatz zum
preiswerteren Podophyllotoxin (CONDYLOX Lösung u.a.) ist die Neuerung auch für Frauen zugelassen. Vergleichsstudien der verschiedenen
Wirkprinzipien fehlen. Rezidive kommen bei allen Methoden häufig vor.
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