Nach zwei- bis dreijähriger Einnahme von Vigabatrin (SABRIL) zusätzlich zu Carbamazepin (TEGRETAL u.a.) und/oder Phenytoin
(PHENHYDAN u.a.) bzw. Valproinsäure (ERGENYL u.a.) erleiden drei Patienten mit (komplexer) fokaler Epilepsie schwere tunnelförmige
Gesichtsfeldeinschränkungen. Eine Besserung nach Absetzen von Vigabatrin bleibt aus.1
Seit der Einführung 1989 haben etwa 140.000 Patienten das Antiepileptikum eingenommen.2 Bis Juni 1997 erhielt Hersteller Hoechst Marion Roussel
92 weitere Berichte über Gesichtsfeldeinschränkungen unter der Therapie.3 Die Häufigkeit in Verbindung mit Vigabatrin wird auf 1 pro 700
Patienten und Jahr geschätzt.4 Asymptomatische Ausfälle, wie sie jetzt von australischen Kollegen beschrieben werden, könnten
häufiger vorkommen.3 Bei einigen Betroffenen bessert sich die Sehminderung nach Absetzen, bei anderen bleibt der Therapieabbruch ohne
Effekt.4
Anders als bei der hierzulande beschriebenen, vermutlich immunogen bedingten irreversiblen anterioren ischämischen Optikusneuropathie durch Vigabatrin (a-t 5 [1994], 47, NETZWERK-Bericht 8050) wird bei den jetzt berichteten Sehstörungen ein toxischer Mechanismus
z.B. durch hohe GABA-Konzentrationen diskutiert. Zu klären bleibt, inwieweit die Grunderkrankung und andere Antiepileptika zu der Störung
beitragen.5
FAZIT: Angesichts der Schwere und möglichen Irreversibilität der Gesichtsfeldeinschränkungen unter dem Reserveantiepileptikum Vigabatrin
(SABRIL) wird empfohlen, unter der Therapie regelmäßig das Gesichtsfeld zu prüfen und gezielt nach Beschwerden beim Sehen zu
fragen.4,6
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