Vitamin A und seine Abkömmlinge können die Frucht schädigen. Tagesdosierungen bis 10.000 I.E. Vitamin A (empfohlener Tagesbedarf
etwa 3.000 I.E.) in der Schwangerschaft scheinen jedoch unbedenklich zu sein.1 Systemische Retinoide wie Isotretinoin (ROACCUTAN) sind bei Frauen im
gebärfähigen Alter kontraindiziert, wenn keine zuverlässige Empfängnisverhütung gewährleistet ist. Auch unter dem Akneexternum
Tretinoin (EPI-ABEREL u.a.) kommen Missbildungen vor (a-t 8 [1994], 78).
Französische Kollegen berichten jetzt über eine Frau, die einen Monat nach Beginn der örtlichen Anwendung des Retinoid-ähnlichen Adapalen
(DIFFERIN) gegen Akne schwanger wird. Sie setzt die Behandlung 13 Wochen lang fort. Bei einer Ultraschalluntersuchung in der 22. Schwangerschaftswoche stellt
sich die Frucht ohne Augen und deutlich zu klein dar. Die Schwangerschaft wird abgebrochen. Dem Fötus fehlen die Anlage der Augen und des Chiasma
opticum.2
Retinoide rufen typischerweise Mißbildungen an Kopf und Gesicht (z.B. Ohr, Auge) sowie Anomalien von Herz, Thymus und ZNS hervor (a-t 10 [1985], 82).
Erhalten Mäuse am siebten Schwangerschaftstag 1% bis 2% der zur Prüfung auf Teratogenität üblichen Dosis von Vitamin-A-Säure, finden
sich dosisabhängig bei bis zu jedem dritten Nachkommen Augenschäden einschließlich Anophthalmie.3
Auch unter 0,1%igem Adapalen-Gel (2 g/kg/Tag) werden im Tierversuch bei einem (1,2%) von 81 Nachkommen abnorm kleine Augen (Mikrophthalmie)
beobachtet.2,4 Nach örtlicher Anwendung lässt sich das Akneexternum bei über 10% im Plasma nachweisen.5 Zwei weitere
Berichte mit kongenitalen Missbildungen in Verbindung mit DIFFERIN Gel sollen nicht auf das Arzneimittel zurückzuführen sein.4 Da
veröffentlichte Daten hierzu fehlen, lässt sich diese vom Hersteller zitierte entwarnende "Einstufung der Experten"4 nicht
nachvollziehen. Die Firma Galderma hält Schwangerschaft weiterhin lediglich für eine relative Kontraindikation.4 Analog zu Tretinoin halten wir es
aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes für erforderlich, Adapalen sofort abzusetzen, wenn eine Frau schwanger geworden ist, und das
Externum Frauen, die schwanger werden wollen, nicht zu verordnen.
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