Akne bedeutet für Heranwachsende und junge Erwachsene eine starke psychische Belastung. Überwiegend reicht die örtliche
Behandlung aus. Namensgebung (AKNEREDUCT, AKNOSAN, MINAKNE u.a.) und Werbung ("Das Aknebiotikum"1, "Akne-spezifisches
Antibiotikum"2 u.a.) heben Minocyclin als Spezialmittel gegen Akne hervor. Zahlreiche Beobachtungen sprechen für ein vergleichsweise hohes
immunogenes Potential. Die norwegische Gesundheitsbehörde versagte 1989 die Zulassung, weil "das Nebenwirkungsprofil schwerer zu sein"
scheine als das anderer Tetrazykline.3
Neben einer direkten, dosisabhängigen Leberschädigung, die offensichtlich allen Tetrazyklin-Derivaten zukommt, weisen Fieber, Abgeschlagenheit,
Lymphadenopathie und Eosinophilie vor Einsetzen der Hepatitis auf eine immunallergische Schädigung durch Minocyclin hin. Dem britischen Committee on
Safety of Medicines (CSM) liegen 16 Meldungen über Hepatitiden in Verbindung mit dem Tetrazyklin vor. Zwei Patienten versterben unter der Aknetherapie, ein
weiterer benötigt eine Lebertransplantation.4 Lungeninfiltrate mit Eosinophilie (über 30 Berichte,7,8 ein 15jähriger verstirbt an
Myokardnekrose mit eosinophilen Infiltraten9) sind eine andere Ausprägung der Minocylin-induzierten Immunerkrankung.
Unverträglichkeit vom "Autoimmuntyp" wird jetzt bei sieben Personen nach monate- bis jahrelanger Einnahme von Minocyclin beschrieben. Bei allen
läßt sich eine chronisch aktive Hepatitis ohne Eosinophilie sichern. Die Patienten leiden an Polyarthralgie oder Polyarthritis. Es finden sich
antinukleäre Antikörper. Bei fünf Personen, die das Tetrazyklin erneut einnehmen, kehren die Beschwerden zurück.4
Bis April 1994 gingen dem CSM 11 Berichte mit Verdacht auf Minocyclin-induzierten systemischen Lupus erythematodes zu.4 Auch bei dieser Immunreaktion
lassen sich antinukleäre Antikörper nachweisen. Gelenkschmerzen, Fieber, Hautausschlag und andere Beschwerden klingen nach Absetzen des
Antibiotikums ab.
Rechtzeitiges Erkennen der immunallergischen Erkrankung und Absetzen des Tetrazyklins helfen, Folgeschäden, invasive Untersuchungen wie Leberbiopsie
und Behandlungen mit Kortikosteroiden und Immunsuppressiva zu vermeiden. Ein 20jähriger, der ein Jahr lang zweimal täglich 50 mg Minocyclin einnimmt,
erhält wegen Arthritis nichtsteroidale Antirheumatika, Sulfasalazin (AZULFIDINE u.a.) und Temazepam (PLANUM u.a.). Die Behandlung wird nach Absetzen
des Tetrazyklins überflüssig.4
Andere substanzbedingte Störwirkungen wie braun- bis blau-schwarze Verfärbung von Zähnen, Haut, Schleimhaut und inneren Organen (a-t 4
[1987], 39) und dosisabhängige Beeinträchtigung des Gleichgewichtsorgans (a-t 5 [1975], 33), die sich auf besondere Lipophilie und damit erhöhte
Liquorgängigkeit zurückführen läßt, bringen Minocyclin als Aknemittel allenfalls in die Reserve.6 Hinweise auf Immunhepatitis und
Induktion eines Lupus-erythematodes-ähnlichen Syndroms fehlen in der Rote Liste 1995.5 Der Anbieter des "Originals" KLINOMYCIN hält auf
Anfrage eine Marktrücknahme "zum gegenwärtigen Zeitpunkt für nicht erforderlich."10
Von 18 Berichten an das NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION zu Minocyclin betreffen elf Gelenkbeschwerden, meist in Verbindung
mit Exanthem, Urtikaria und Fieber bzw. Schüttelfrost. Bei vier Personen, darunter eine Frau mit grippeähnlichen Symptomen, Gelenkschmerzen und
Hepatitis, setzen die Gelenkbeschwerden nach erneuter Einnahme wieder ein (Berichte 3535, 3896, 4055, 4056).
FAZIT: Immunerkrankungen wie Lupus erythematodes-ähnliches Syndrom und zum Teil tödlich verlaufende Hepatitiden unter Minocyclin
(KLINOMYCIN u.a.) stehen der Anwendung des als Akne-Spezifikum beworbenen Tetrazyklins entgegen. Unter Abwägung von Nutzen und Risiken halten wir
Minocyclin für entbehrlich. Reicht die äußerliche Behandlung der Akne nicht aus, ist niedrig dosiertes Doxycyclin (50 mg/Tag: CLINOFUG D 50,
DOXAKNE, DOXYDERMA 50 u.a.) wirksam und besser verträglich.
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