Kurz nach Ablauf des Aciclovir (ZOVIRAX)-Patents bringt Glaxo Wellcome eine Aciclovir-Variante auf den Markt: Valaciclovir (VALTREX) wird nach
Absorption aus dem Dünndarm in der Leber im Verhältnis 7 : 3 in Aciclovir und L-Valin gespalten. Die Bioverfügbarkeit der Aciclovir-Komponente beträgt 54% im
Vergleich zu 15% bis 30% bei Aciclovir. Plasmaspitzenkonzentrationen liegen nach den empfohlenen Dosierungen 2,5mal höher.
Die Vorstufe Valaciclovir verkürzt nach Ergebnissen der einzigen veröffentlichten Studie1 die Schmerzdauer bei Gürtelrose im Vergleich zu Aciclovir um ein Viertel,
ohne den Anteil der Patienten, die langfristig unter Neuralgien leiden, wesentlich zu beeinflussen. Die Hauterscheinungen heilen gleich schnell ab. Nennenswerte
Unterschiede in der Verträglichkeit finden sich nicht.
Die amerikanische Produktinformation enthält einen deutlichen Warnhinweis, daß Valaciclovir für die Behandlung Abwehrgeschwächter nicht zugelassen ist, weil in
klinischen Studien thrombotisch-thrombozytopenische Purpura und hämolytisch-urämisches Syndrom mit zum Teil tödlichem Ausgang aufgetreten sind. Die deutsche
Fachinformation verharmlost den Sachverhalt: Wegen "fehlender Erfahrungen" sollen unter 18jährige und Immunsupprimierte kein Valaciclovir
erhalten.2
Die Aciclovir-Variante kostet das Zweieinhalbfache preiswerter Aciclovir-Nachfolgepräparate wie ACICLOSTAD (s. Kasten). Wir hegen den Verdacht, bei der
Neuerung könnte es sich um ein patentiertes Substitut des nicht mehr geschützten, jetzt preiswerteren Aciclovir handeln.
1 BEUTNER, K. R. et al.: Antimicr. Agents Chemother. 39 (1995), 1546
2 VALTREX Fachinformation, Stand Juli 1995
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