Die Zusammensetzung von Influenza-Impfstoffen (BEGRIVAC 95 u.a.) wird im Unterschied zu anderen Vakzinen jährlich den
aktuellen Empfehlungen der WHO angepaßt. Der Grund liegt in der sich rasch verändernden Antigenität der Influenza-Viren. Die neuen
Jahrgangsimpfstoffe gibt es seit wenigen Wochen in Apotheken. Treten aktuell neue Subtypen von Influenzaviren auf, versagt die Vakzine. Auch eine durch
frühere Impfungen oder Influenza-Erkrankung erworbene Immunität gewährt keinen Schutz mehr. Ein im Stadium der Präklinik befindlicher
DNA-Impfstoff, der nur die Erbinformation und nicht mehr Antigenfraktionen inaktivierter Influenzaviren enthält, könnte künftig länger
anhaltenden Schutz unabhängig vom Antigen-Shift bieten.1
Vor allem Kinder und junge Erwachsene erkranken an Influenza. Dennoch brauchen diese normalerweise nicht gegen Virusgrippe geimpft zu werden, da sie kaum
durch bedrohliche Komplikationen gefährdet sind und sich die Erkrankung mit den vorhandenen Vakzinen selbst durch Massenimpfungen nicht
eindämmen läßt.2 Altersabhängig nimmt die Zahl tödlicher Folgen einer Influenzainfektion von einer pro 2,5 Millionen Personen bei
5-14jährigen auf mindestens eine pro 30.000 bei über 75jährigen zu (a-t 10 [1990], 85).
Geimpft werden sollen über 60jährige (US-Empfehlung: über 65jährige), Patienten mit chronischen Atemwegs-, Nieren- und Herzerkrankungen,
chronischen Anämien und angeborener oder erworbener Abwehrschwäche, Diabetiker, Kinder mit zystischer Fibrose oder Asthma und Personal, das die
Infektion auf chronisch Kranke übertragen kann.
Der Nutzen der Prophylaxe ist gut belegt: Sie mildert oft den Krankheitsverlauf (a-t 10 [1993], 94) und verringert bei
Menschen im Rentenalter das Risiko von Pneumonie, Krankenhausaufnahme und Tod während Influenzaepidemien um ein Drittel bis zur Hälfte.3
Auf Grund der selteneren Krankenhausaufnahmen spart die Impfung Älterer mehr Geld, als sie kostet.4
Der volle Schutz setzt etwa nach zwei Wochen ein und bleibt ein halbes Jahr lang bestehen. Es ist daher zweckmäßig, ab Oktober/November zu impfen.
Kinder über drei Jahre und Erwachsene erhalten 0,5 ml intramuskulär. Für gefährdete Kinder, die in den vergangenen vier Jahren nicht gegen
Influenza geimpft worden sind, werden zwei Impfstoffgaben im Abstand von mindestens vier Wochen angeraten. Immungeschwächte profitieren
möglicherweise ebenfalls von einer Doppelimpfung, da sie vermindert Antikörper bilden.
Nach Ausbruch einer Influenza-A-Epidemie kommt für nichtgeimpfte Risikopersonen zur kurzfristigen Vorbeugung das für Patienten mit
Vorerkrankungen oft schlecht verträgliche antivirale Amantadin (VIREGYT u.a.) in Betracht (a-t 10 [1993],
94).
FAZIT: Jedes Jahr ab Oktober/November empfiehlt es sich, gezielt Personen im Rentenalter, chronisch Kranke und andere Gefährdete gegen Influenza
zu impfen. Wegen des beim Grippevirus bekannten Antigen-Shifts darf nur der aktuelle Jahrgangsimpfstoff (BEGRIVAC 95 u.a.) verwendet werden. Erkältungen
oder "grippalen Infekten" beugt die Impfung nicht vor.
1 | KRISHNAN, S. et al.: Nature Med. 1 (1995), 521 |
2 | MONTO, A. S.: N. Engl. J. Med. 331 (1994), 807 |
3 | GROSS, P. A.: ACP Journal Club May/June 1995, 65 |
4 | NICHOL, K. L. et al.: N. Engl. J. Med. 331 (1994), 778 |
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