Vor allem unsichtbare Sonnenstrahlen im ultravioletten Bereich gefährden die menschliche Haut. Die Palette der dem kurzwelligen UVB-Anteil
zugeschriebenen Schäden reicht vom Sonnenbrand über vorzeitige Hautalterung bis zu bösartigen Geschwülsten.1 Als
"Volkskrankheit" gilt die meist durch die längerwellige UVA-Strahlung hervorgerufene polymorphe Lichtdermatose (PLD): "Sonnenakne"
oder "Lichtekzem" betreffen 10% bis 20% sonst gesunder Probanden.2 Von 170 Londonern berichten etwa 15 Prozent davon drei Viertel
Frauen über die vielgestaltigen, juckenden Hautveränderungen, die mit durchschnittlich 17 Jahren erstmals auftreten.3
SYMPTOME: Nach einer retrospektiven Untersuchung an über 400 PLD-Patienten entwickeln sich nach Aufenthalt in der Sonne meist innerhalb eines
Tages am häufigsten papulöse (54%) oder erythemato-urtikarielle (18%) Hautveränderungen. Blasen, Bläschen, Plaque-, Erythema-
exsudativum-multiforme- oder strophulusartige Effloreszenzen schildern jeweils weniger als 10% der Betroffenen. Ohne Behandlung heilen die Ausschläge bei
gut der Hälfte im Verlauf von höchstens vier Tagen ab.4 Betroffen sind überwiegend normalerweise bekleidete Hautbezirke, die nach
längerer Zeit erstmals der Sonne ausgesetzt werden: bei je 60% bis 70% der Erkrankten Ober- und Unterarmstreckseiten und Dékolleté, bei je
35% bis 40% Gesicht, Hände, Hals, Beine oder Rücken.4
Lichtschutzmittel mit ausgewiesenem Schutzfaktor im UVA-Bereich12 |
ANTHELIOS Creme / Roche-Posay ANTHELIOS getönter Lichtschutz / Roche-Posay ANTHELIOS unsichtbarer Lichtschutz / Roche-
Posay CONTRALUM ULTRA Creme / Hermal CONTRALUM Creme / Hermal ILRIDO PLUS 06 Creme, Milch / Hermal ILRIDO PLUS 06 Gel /
Hermal ILRIDO PLUS 09 Lippenschutz / Hermal ILRIDO PLUS 10 Gel / Hermal ILRIDO PLUS 15 Creme, Milch / Hermal SPECTRABAN ULTRA /
Stiefel |
11 B 30 B 20 B 10 B 4 B 6 B 6 B 9 B 10 B 15 B 17 B |
7 A 9 A 9 A 7 A 4 A 6 A 4 A 6 A 4 A 9 A 6 A |
Was die Stärke der UV-Belastung beeinflußt13
- UVB-Strahlung (280 bis 320 nm) ist am stärksten zwischen 10.00 und 14.00 Uhr. UVA (über 320 nm) schwankt dagegen im Tagesverlauf
kaum.
- Je 300 m Höhenzunahme steigt die Intensität des UV-Lichts um 4%.
- Wasser reflektiert UV-Strahlen abhängig vom Einstrahlungswinkel bei Sonnenhöchststand fast zu 100%.
- Neuschnee reflektiert 85% bis 100%, Sand 20% bis 25% des UV-Lichts.
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DIAGNOSE: Anamnese und Hautbefund weisen auf die Diagnose "PLD". Auszuschließen sind andere lichtbedingte
Hautschäden, z.B. die nur wenige Stunden anhaltende Lichturtikaria, allergische, photoallergische oder phototoxische Reaktionen und durch Sonne
provozierbare Erkrankungen wie Lupus erythematodes, Dermatitis atopica oder Porphyrien.2 Bei einem Teil der Betroffenen abhängig von
Gerät und Strahlendosis bis ca. 60% löst UVA-Testbestrahlung die typischen Hautveränderungen aus.4
BEHANDLUNG: Aufenthalt im Schatten und feuchte kühlende Umschläge wirken lindernd. Je nach Schwere kommen außerdem Kortikoid-
Lotio oder -Creme bzw. systemische Antihistaminika oder Kortikosteroide in Betracht.2
PROPHYLAXE: Meiden starker Sonnenbestrahlung und langsame Gewöhnung unter regelmäßiger Anwendung von Breitspektrum-
Lichtschutzmitteln beugen bei vielen Betroffenen der Erkrankung vor oder mildern den Verlauf.2
Da die PLD meist durch UVA ausgelöst wird, sollen auch in diesem Bereich schützende Mittel verwendet werden. Bei einer Reihe von Produkten wird
zwar auf UVA-Schutz hingewiesen,5 doch bezieht sich der angegebene Lichtschutzfaktor auf den für die PLD weniger bedeutsamen UVB-Bereich.
Für einen sinnvollen Sonnenschutz sind Präparate mit getrennt für UVA und UVB ausgewiesenen, mindestens sechsfachen Schutzfaktoren zu
wählen.6
Nicht vergessen werden darf, daß auch Lichtschutzmittel selbst die Haut schädigen können (s. auch a-t 6 [1989], 56).7,8 Italienische
Hautärzte finden unter 108 Studienteilnehmern mit lichtinduzierter Dermatitis acht Patienten mit Allergie oder Photoallergie gegen Lichtfilter und 39 Personen mit
entsprechenden Reaktionen auf Hilfsstoffe.9 Dennoch sind solche Allergien angesichts der millionenfachen Anwendung von Lichtschutzmitteln eher selten.
Der Nutzen zur Verhinderung von Hautkarzinomen, Basaliomen und Hautalterung überwiegt.
Reichen sonnenschützende Maßnahmen nicht aus, kommt eine langsame Gewöhnung mit UVB oder bei schwerwiegendem Krankheitsbild
mit UVA nach vorheriger 8-Methoxypsoralen (MELADININE)-Einnahme (PUVA) in Betracht.2 Nach einer Untersuchung an 25 Patienten wirkt
vorbeugende Lichttherapie mit schmalem UVB-Spektrum (Wellenlänge 312 nm ± 2 nm) genauso gut wie PUVA.10 Die Einnahme von Beta-
Karoten (CAROTABEN u.a.) scheint nur wenige Betroffene vor Ausschlägen zu schützen.11 Das Malariamittel Chloroquin (RESOCHIN u.a.) soll
nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung Verwendung finden.2
FAZIT: Patienten mit polymorpher Lichtdermatose reagieren mit Papeln, Rötung und urtikariellen oder vielfältigen weiteren Hautveränderungen
auf den UVA-Anteil der Sonnenstrahlung. Langsame Lichtgewöhnung und Sonnenschutzpräparate beugen den juckenden Ausschlägen vor, bei
ausgeprägtem Krankheitsbild auch präsaisonale UVB-Bestrahlung bzw. PUVA-Therapie. Lindernd wirken je nach Schwere kühlende
Umschläge, Kortikoid-Lotio oder -Creme bzw. systemische Antihistaminika und Kortikosteroide.
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