Antidepressiva sind die am häufigsten zur Selbsttötung verwendeten Medikamente. Verglichen mit nicht-trizyklischen Substanzen enden
Überdosierungen trizyklischer Verbindungen eher tödlich.1 Doch auch bei diesen bestehen Unterschiede: Das vergleichsweise wenig erprobte
Dosulepin (IDOM) ruft nach einer australischen prospektiven Studie häufiger bedrohliche Vergiftungserscheinungen hervor als andere trizyklische
Antidepressiva wie Amitriptylin (SAROTEN u.a.).
Überdosiertes Dosulepin scheint besonders die Krampfbereitschaft stärker zu erhöhen. 13% (9 von 67) der im Verlauf von fünfeinhalb Jahren in
eine australische Klinik eingelieferten Dosulepin-Intoxikierten erlitten generalisierte Krampfanfälle, aber nur 2% (5 von 220) derjenigen mit Überdosis anderer
Trizyklika. Herzrhythmusstörungen im Sinne einer anhaltenden Tachyarrhythmie oder eines kompletten Herzblocks traten unter Dosulepin-Vergiftung bei 6% (4)
der Patienten auf im Vergleich zu 1% (3) aus der Vergleichsgruppe.2
Sedierung und verlängertes QRS-Intervall im EKG finden sich in beiden Gruppen etwa gleich häufig. Geringe Sedierung und normale QRS-Breite scheinen
schwere Komplikationen bei Dosulepin-Intoxikation nicht auszuschließen.2
FAZIT: Dosulepin (IDOM)-Intoxikationen verursachen häufiger Krampfanfälle und Herzrhythmusstörungen als Vergiftungen mit anderen
trizyklischen Antidepressiva. Angesichts fehlender Vorteile im Vergleich zu bewährten Antidepressiva wie Amitriptylin (SAROTEN u.a.) und der auffälligen
Risiken beim Suizidversuch erscheint uns Dosulepin entbehrlich.
1 KAPUR, S. et al.: J. Am. Med. Ass. 268 (1992), 3441
2 BUCKLEY, N. A. et al.: Lancet 343 (1994), 159
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