Kortikosteroide lassen die fetale Lunge schneller reifen und bessern möglicherweise fetale Organfunktionen. Nebennierenrindenhormon-Gaben
für Schwangere, bei denen sich eine vorzeitige Geburt ankündigt, können Atemnotsyndromen, Hirnblutungen und anderen Komplikationen beim
Neugeborenen vorbeugen.
Nach US-amerikanischen Erfahrungen erhalten jedoch nur etwa 15% der vorzeitig Gebärenden die Prophylaxe, deren Wirksamkeit nach einer Metaanalyse von
15 randomisierten kontrollierten Studien als gesichert gilt.
Sorgen um Früh- oder Spätschäden der Kinder scheinen unbegründet. Infektionen werden nicht gefördert, die Nebennierenfunktion setzt
nach Therapieende rasch ein. Negative Einflüsse der Kortikosteroide auf Sprache, Gedächtnis, Motorik und schulischen Erfolg lassen sich nach bereits in
den 70er Jahren begonnenen Untersuchungen nicht feststellen (a-t 3 [1975], 23). Für die Mütter bergen Kortikoide bei vorzeitigem Blasensprung ein
erhöhtes Infektionsrisiko und bei gleichzeitiger medikamentöser Wehenhemmung die Gefahr von Lungenödemen.
Für alle Schwangeren zwischen der 24. und 34. Woche mit Zeichen drohender Frühgeburt ist die Prophylaxe in Betracht zu ziehen. Ein Expertengremium
bei der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde empfiehlt 2 x 12 mg Betamethason (CELESTAN u.a.) i.m. im Abstand von 24 Stunden oder 4 x 6 mg
Dexamethason (FORTECORTIN u.a.) i.m. in 12stündigen Intervallen. Die Wirkung auf das Ungeborene setzt 24 Stunden nach Behandlungsbeginn ein und
hält eine Woche an.
FAZIT: Kortikoide für Schwangere mit drohender Frühgeburt schützen Neugeborene vor Atemnotsyndromen und anderen Komplikationen.
Langfristige Risiken für die Kinder lassen sich nicht erkennen.
McCARTHY, M.: Lancet 343 (1994), 726 / ati d
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