Thrombozytopenie und Thrombosen durch Heparin (LIQUEMIN u.a.): In einer nordrhein-westfälischen Klinik wird innerhalb eines Jahres bei sechs operierten Patienten eine Heparin-induzierte immunogene Thrombopenie nachgewiesen. Der Blutplättchenabfall geht bei allen mit Thrombosen im Bein einher. Vier erleiden Lungenembolien. Ein 51jähriger stirbt nach Myokardinfarkt, ischämischem Insult, Lungenembolie und Aortenverschluß (NETZWERK-Berichte 7021 - 7026). Auf zwei Wegen können Heparine (LIQUEMIN u.a.) die Thrombozytenzahl senken. Bei ca. 1% (bis 5%) lösen sie etwa zwischen dem 6. und 15. Anwendungstag nach Vorbehandlung auch eher dosisunabhängig eine immunogene Reaktion aus (vgl. a-t 7 [1993], 68), bei der Antikörper die Blutplättchen sowohl destabilisieren als auch auflösen. Diese Immunreaktion wird auch durch niedermolekulare Heparine (FRAXIPARIN u.a.) hervorgerufen, ist stets lebensbedrohlich und entspricht dem Bild einer thrombotisch- thrombozytopenischen Purpura. Bei jedem fünften Betroffenen stehen klinisch venöse oder arterielle Thromben ("White Clot Syndrome") im Vordergrund mit Hirninfarkt, Herzinfarkt oder Lungenembolie. Mitunter täuschen septische Temperaturen und massive Mikroembolisation in den Lungen eine schwere Pneumonie vor. Vor Beginn einer Heparinbehandlung und nach fünf bis zwölf Tagen sowie bei Thrombosen unter der Therapie ist die Thrombozytenzahl zu kontrollieren. Bei immunogener Thrombopenie beugen Dextran (z.B. MACRODEX)-Infusionen nach Absetzen von Heparin "White- Clot"-Thromben vor. Im Gegensatz zu den immunogenen Thrombozytopenien sind die initialen (1. bis 3. Tag) bei 6% der Patienten vorkommenden nicht immunogenen, unspezifischen Thrombozytenabfälle ohne klinische Relevanz (Arzneimittelkommission: Dtsch. Ärztebl. 89 [1992], C-1876; HUNTER, J. B. et al.: Brit. Med. 307 [1993], 53 / ati d). |
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