In a-t 2/93 empfehlen Sie in der Positivliste als äußerliches Kortikoid Prednicarbat (DERMATOP) als Mittel der Wahl. Sie
schreiben in der Einleitung zu diesem Heft, daß als Mittel der Wahl solche Stoffe gelten, die aufgrund von Wirksamkeit und Erprobungsgrad als erste Wahl
gelten und als Leitpräparate gewertet werden können. Diese Definition trifft für das Präparat Prednicarbat nun wirklich nicht zu. Bei keinem
Dermatokortikoid ist die Frage der unerwünschten Wirkungen so umstritten wie bei Prednicarbat.
Es gibt Studien, in denen eine fehlende Hautverdünnung nachgewiesen wurde.2 Gleichfalls gibt es Untersuchungen, die eine sehr starke
Hautverdünnung durch Prednicarbat nachweisen.3,5 Eine weitere Studie zeigte, daß bei offener Applikation von Prednicarbat die Haut nicht
verdünnt wurde, hingegen unter Okklusivbehandlung annähernd so stark wie das vergleichend mitgetestete Clobetasol-17-propionat, das als
stärkstes topisches Kortikosteroid überhaupt gilt.1 Okklusivbedingungen sind jedoch nicht in der Lage, ein nicht-verdünnendes
Kortikosteroid in ein stark verdünnendes umzuwandeln. Beispielsweise wirkt Hydrokortison intrakutan injiziert genauso wenig hautverdünnend wie
epikutan appliziert.
... Es fällt auf, daß in veröffentlichten Studien, in denen keine hautverdünnenden Wirkungen des Prednicarbats nachgewiesen wurden, jene
Veröffentlichungen, die zu einem anderen Ergebnis gekommen sind, vollständig unterschlagen wurden.1,2
Noch alarmierender sind die Ergebnisse von MAAS-IRSLINGER und BREITBART (1989/90), die unter Okklusivbedingungen bei großflächiger
Prednicarbatanwendung eindeutige Nebennierenrinden-Suppressionen mit einer Aufhebung des zirkadianen Rhythmus der Kortisolsekretion und eine verringerte
Ausscheidung von freiem Kortisol im Urin fanden. Gerade systemische Nebenwirkungen werden vom Hersteller verneint. Die Autoren kommen zu dem Schluß,
daß Prednicarbat sich in der Stärke seiner Nebenwirkungen nicht von herkömmlichen halogenierten Kortikosteroiden
unterscheidet.5
Die Firma Hoechst mit ihrer Tochter Cassella Riedel hatte Jahre Zeit, um diese Widersprüche aufzuklären. Es ist jedoch nichts geschehen.
M.E. ist das am häufigsten auf der Welt angewandte topische Dermatokortikoid das Triamcinolonacetonid (VOLON A u.a.). Von diesem Präparat sind
Wirkung und Nebenwirkung am besten bekannt. Es sollte als mittelstarkes topisches Standardkortikosteroid empfohlen werden.
Prof. Dr. med. D. LUBACH (Arzt für Dermatologie)
W-3000 Hannover
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