NEUE RICHTLINIEN ZUR ENDOKARDITIS-PROPHYLAXE |
Diagnostische, operative und therapeutische Eingriffe sowie zahnärztliche Maßnahmen gehen häufig mit asymptomatischer
Bakteriämie einher. Selbst beim Zähneputzen und Kauen harter Nahrungsmittel treten mitunter vorübergehende Bakteriämien auf. Für
Herzgesunde sind solche Ereignisse ohne Belang. Personen mit Herz- bzw. Herzklappenfehlern sind jedoch gefährdet, da die Bakterien meist
Streptokokken an den Herzklappen haften bleiben und Entzündungen der Herzinnenhäute auslösen können. Etwa 1.000 bis 4.000
Personen erkranken jährlich in Deutschland daran. Auch heute noch liegt die Letalität von Endokarditiden bei 20% bis 30%. Risikopersonen profitieren
daher von sorgfältiger Zahnhygiene und antimikrobieller Prophylaxe bei diagnostischen und therapeutischen Eingriffen. Die Antibiotika dürfen erst kurz vor
dem Eingriff gegeben werden, um eine vorherige Keimselektion auszuschließen.1,2 Vorsorgemaßnahmen werden für Patienten mit angeborenen oder erworbenen Fehlern bzw. Erkrankungen des Herzens empfohlen. Darunter fallen Herzklappenersatz, frühere bakterielle Endokarditis (auch ohne aktuelle Herzerkrankung), angeborene Herzfehler, rheumatische oder andere erworbene Klappenfehler sowohl nach operativer Korrektur als auch bei hypertropher Kardiomyopathie.3 Patienten mit Mitralklappenprolaps brauchen nur dann eine Prophylaxe, wenn dieser mit systolischem Geräusch einhergeht. Ein einheitlicher "Herz-Paß" für gefährdete Patienten, wie er bei der PAUL-EHRLICH-Gesellschaft (W-8000 München 2,
Lindwurmstr. 4) erhältlich ist, könnte den Informationsfluß zwischen Kardiologen und mitbehandelnden Ärzten fördern und den Patienten
vor Schaden bewahren.7 Die nachfolgenden Empfehlungen beruhen im wesentlichen auf den übersichtlichen britischen Leitlinien zur
medikamentösen Prophylaxe.4,5 Zur Prophylaxe bei Eingriffen in Allgemeinnarkose, beispielsweise am Urogenital- oder am Magen-Darmtrakt werden 3 g Amoxicillin per os 1 Stunde vor
der Anästhesie empfohlen sowie weitere 3 g möglichst bald nach der Operation. Ist die Einnahme per os nicht möglich, können 2 g Amoxicillin
unmittelbar vor dem Eingriff sowie 500 mg 6 Stunden danach intravenös gegeben werden. Bei Eingriffen am Urogenitaltrakt und infiziertem Urin muß die
Prophylaxe den nachgewiesenen Erreger abdecken und nach dem Eingriff nach den üblichen Richtlinien der Infektionsbehandlung über 8 bis 12 Tage
fortgeführt werden. |
© 1991 arznei-telegramm |
Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten
Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.