Intrauterinpessare (IUP) gehören wahrscheinlich nach den oralen Kontrazeptiva zu den am häufigsten gebrauchten
Empfängnisverhütungsmitteln. Weltweit wird mit über 60 Millionen Benutzerinnen gerechnet.
Seit Anfang der 70er Jahre gibt es kupferhaltige IUP. Ihre empfängnisverhütende Zuverlässigkeit übertrifft die der einfachen Kunststoffspiralen.
Ihre kontrazeptive Wirkung erstreckt sich wahrscheinlich auf die Phase, bevor das Ei die Gebärmutterhöhle erreicht. Kupferionen sollen diesen Effekt
verstärken. Sie setzen im Mittel 38 mg Kupfer pro Tag frei. Bei längerer Liegezeit bildet sich um das Pessar eine Schicht aus Kalzium- und
Magnesiumsalzen. Kupferionen vermögen aber weiterhin durch diese Kalkschicht zu diffundieren, so daß die kontrazeptive Wirksamkeit bei längerer
Liegezeit erhalten bleibt.
Die im Laufe der Jahre in ihrer Stabilität verbesserten IUP haben theoretisch eine Lebenserwartung von bis zu zehn Jahren. Sie halten also länger, als
manche Herstellerempfehlungen vermuten lassen. Dies gilt z.B. für MULTILOAD, NOVA T und das Modell T 380 S.
Nach allem, was man heute weiß, sind die modernen Kupfer-IUP mindestens fünf Jahre wirksam und unbedenklich. Auch nach dem vierten Jahr der
Insertion und in den darauf folgenden Jahren kommt es zu keiner signifikanten Abnahme der empfängnisverhütenden Wirkung. Bei den Modellen der
sogenannten zweiten Generation wie NOVA T oder MULTILOAD Cu 250 betragen die Schwangerschaftsraten nach sechs Jahren Liegezeit zwischen ein bis drei
Schwangerschaften pro hundert Anwendungsjahre. Bei Modellen der sogenannten dritten Generation wie MULTILOAD Cu 375 und KUPFER-T 380 S und 380 A
werden Raten von einer Schwangerschaft auf hundert Anwendungsjahre oder noch günstigere Verhältnisse angenommen.
Je seltener ein IUP gewechselt wird, desto geringer sind die Risiken entzündlicher Adnexerkrankungen, der Gebärmutterperforation, der Ausstoßung
und anderer Komplikationen, die am häufigsten unmittelbar nach Insertion eintreten. Längere Liegezeiten mindern Kosten und bewahren die Frauen vor
unnötigen Beschwerden, Schmerzen oder Irritation beim erneuten Einsetzen eines IUP. Der Routinewechsel vor Ablauf des fünften Jahres scheint nutzlos.
Der Hersteller des MULTILOAD 375 gibt die klinische Wirksamkeit sogar mit acht Jahren an.
Letztlich ist es eine individuelle Entscheidung, wann das IUP gewechselt werden soll, die mit der IUP-Trägerin zu besprechen ist. In diese Entscheidung sind
die natürliche Abnahme der Fertilität mit zunehmendem Alter, die zu erwartenden Belästigungen beim Herausnehmen bzw. Einsetzen eines IUP
miteinzubeziehen sowie das Einverständnis der Frau, die geringfügig verminderte kontrazeptive Wirkung bei längerer Liegezeit hinzunehmen. IUP
können, wenn notwendig, bis zur Menopause verbleiben. Danach sollte der Fremdkörper entfernt werden, weil nach der Menopause die Herausnahme
des IUP wegen der involutiven Schrumpfung der Gebärmutter mitunter Schwierigkeiten bereitet, besonders, wenn es sich um die größeren inerten
Silastic-Modelle handelt.
Diese Empfehlungen entstammen der jüngsten Stellungnahme der Britischen Gesellschaft für Familienplanung (Family Planning Association/National
Association of Family Planning Doctors, London). Daß ein seltenerer IUP-Wechsel weniger Gelegenheit zum routiniert erlernten Einlegen und Entfernen der
Spirale gibt, mag ein Nachteil sein. Schon in früheren Ausgaben sprachen wir uns für eine Ausweitung der bislang empfohlenen Liegedauer aus (vgl. a-t 4
[1977], 30; 9 [1988], 78).
NEWTON, J., D. TACCHI: Lancet 335 (1990), 1322
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